Welche Whiskysorten gibt es und worin unterscheiden sie sich?
Geht man in eine Bar und verlangt einfach nur einen Whisky, wird es schwer für den Barkeeper aus der unendlichen Vielfalt an Whiskys genau den auszuwählen, der seinem Gast dann auch mundet. Soll es ein Scotch sein, ein Bourbon, ein exklusiver Pure Pot Still oder ein Single Malt? Die Welt des Whisk(e)ys ist unglaublich groß und vielfältig. Tausende Brennereien verteilt auf nahezu alle Kontinente der Erde produzieren abertausende, unterschiedliche Whiskys. Und was eigentlich ein Whisky oder Whiskey ist, hängt teilweise auch noch von gesetzlichen Vorgaben des Landes ab, in dem der Whisky hergestellt wird. Hier den Überblick zu behalten ist nicht leicht. Welche Whiskysorten es gibt, worin sie sich grundsätzlich unterscheiden und welche Whisky-Sorte für wen am besten geeignet ist, wollen wir in angemessener Kürze hier vorstellen.
Irischer Whiskey und Schottischer Whisky
Irland und Schottland sind die Heimatländer des goldenen Brandes. Von hier aus verbreitete sich der Whisky in die ganze Welt. Damit sich ein irischer Whiskey auch Irischer Whiskey nennen darf, muss er in Irland hergestellt und mindestens drei Jahre lang im Fass gelagert worden sein. Ein schottischer Whisky muss in einer schottischen Brennerei destilliert worden sein. Scotch darf sich nur nennen, wer gemälzte Gerste oder ein anderes Getreide mit Wasser maischt und dann mit Hefe fermentiert. Auch ein schottischer Whisky muss mindestens drei Jahre im Fass reifen.
Aus den beiden Ursprungsländern des Whiskys stammen die Rezepturen für die bekannten Whisky-Sorten Malt Whisky, Single Malt Whisky, Grain-Whisky und Pure Pot Still-Whiskey.
Malt Whisky
Malt Whisky sind Brände aus 100 Prozent gemälzter Gerste, die nur in Pot Stills destilliert werden dürfen. Vor allem die Schotten sind für ihre exzellenten Malts bekannt, aber auch andere Nationen stellen Malt Whisky her. Nach der zweifachen, seltener (vor allem in Irland) dreifachen Destillation, muss ein Malt Whisky mindestens drei Jahre im Holzfass reifen. Erst dann darf er in die Flasche.
Single Malt Whisky
Die meisten Whisky-Brennereien produzieren allerdings Single Malt statt einfachen Malt Whisky. Das Besondere am Single Malt Whisky ist, dass er nur aus Whiskys einer einzigen Brennerei stammen darf. Malt Whisky, wenn er nicht gerade als Single Cask gekennzeichnet ist, ist meist ein Verschnitt aus mehreren Fässern, die beim Malt Whisky durchaus auch aus verschiedenen Brennereien stammen dürfen. Auch ein Single Malt Whisky, den Liebhaber gern als die Königin der Whiskys bezeichnen, ist also ein Vatted Whisky. Das Verfahren des Vatting wendet man an, um einer Marke einen gleichbleibenden Charakter zu garantieren. Was genau sich Single Malt nennen darf, hat die Scotch Whisky Association übrigens in einem über 70-seitigen Regularium beschrieben.
Aber Single Malt Whisky ist nicht nur den Schotten vorbehalten, auch, wenn man sie vor allem mit Schottland in Verbindung bringt. In Irland, wo bis zur amerikanischen Prohibition und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges sehr viel Single Malt produziert wurde, besinnt man sich heute wieder auf diese Tradition. Und auch in vielen anderen Ländern der Welt, vor allem in Deutschland, wird gern und viel Single Malt gebrannt und getrunken. Single Malt Whisky als Königin der goldenen Brände wird vor allem von Kennern und Experten der Whisky-Landschaft gern genossen. Pur, mit ein paar Tropfen Wasser, auf keinen Fall mit Eis, entwickelt er auf der Zunge und am Gaumen oft hochkomplexe Aromen, die man erst nach und nach erkunden muss.
Grain Whisky
Grain Whiskys sind hauptsächlich in Schottland und Irland zu finden. Sie werden aus nicht gemälzter Gerste gebrannt. Aber, wie der Name Grain = Getreide schon sagt, darf auch Mais, Roggen oder Weizen verwendet werden. Ein bisschen Gerste muss aber beigemischt sein, circa 20 Prozent, weil nur sie die nötigen Enzyme liefert, um die Stärke in Zucker umzuwandeln. Gebrannt wird der Grain Whisky meist in Column Stills, also mit dem schnellen kontinuierlichen Destillationsverfahren. Dadurch und durch die ungemälzte Gerste und die anderen Getreidesorten hat er deutlich weniger Aromen als ein Malt Whisky. Grain Whisky findet zumeist seinen Weg in Blended Whiskys, wird aber auch gern als leichter und milder Whisky pur genossen.
Pure Pot Still Whiskey
Der Pure Pot Still Whiskey ist eine irische Whiskey-Sorte, die es ungefähr seit Beginn des 18. Jahrhunderts gibt. Er entstand aus der Not heraus, denn die Malzsteuer in Irland war so hoch, dass man begann, gemälzte und ungemälzte Gerste zu mischen. Heraus kam er sehr aromatischer und angenehmer Whiskey, der heute aber nur noch selten in Erscheinung tritt, aber seine Liebhaber hat. Bekannte Pure Pot Still Whiskeys sind Green Spot, Redbreast oder auch Powers John’s Lane.
Amerikanische Whiskeysorten
Viele denken beim amerikanischen Whiskey sofort an Bourbon. Doch es gibt in den USA weit mehr als nur den Bourbon-Whiskey, den die großen Filmhelden demonstrativ in die Kamera halten. Die wichtigsten sollen kurz vorgestellt werden.
Straight Whiskey
Ein Straight Whiskey muss aus mindestens 51 Prozent eines Getreides bestehen. Welches das sein muss, wird nicht vorgeschrieben. Zudem darf er nur aus einer einzigen Brennerei kommen und muss mindestens zwei Jahre im ausgeflammten Holzfass aus Eiche gelagert werden.
Bourbon Whiskey
Der klassische Bourbon ist ein Whiskey aus Mais, genauer gesagt zu einem großen Teil. Klassischerweise sind es mindestens 51 und höchstens 80 Prozent, denn wie wir schon erwähnten, braucht ein jeder Whisky einen Anteil Gerste, um die Stärke aufspalten zu können. Durch den hohen Maisanteil und die Lagerung in frischen, ausgekohlten Eichenholzfässern wird der Bourbon sehr süß, hat aber ansonsten meist keine weiteren tiefgehenden Aromen. Nachreifen wie ein schottischer oder irischer Whiskey darf ein Bourbon nicht. Wird er nicht verschnitten, nennt man ihn Straight Bourbon Whiskey. Er eignet sich für Liebhaber des leichten Genusses, für das Trinken mit Eis und vor allem für Longdrinks und Cocktails. Eben ganz genau so, wie der Bourbon auch über das Marketing der US-Amerikaner angepriesen wird.
Tennessee Whiskey
Auch der Tennessee Whiskey ist im Prinzip ein Bourbon. Aber ein kleines, feines Detail unterscheidet die beiden Whiskysorten voneinander. Der Tennessee Whiskey wird vor der Lagerung im Fass noch einmal durch Aktivkohle, meist Holzkohle aus Ahorn, gefiltert. Diese Methode nennt man Charcoal Mellowing. Das Filtern sorgt dafür, dass der Tennessee Whiskey deutlich milder und weicher wird als ein Bourbon aus Kentucky. Wem also ein Jim Beam noch nicht gefällig genug ist, darf gern einmal einen George Dickel Whisky probieren. Wir empfehlen aber den Tennessee Whiskey nicht unbedingt zum Mixen von Getränken zu verwenden, denn er ist es wert, auch einmal pur entdeckt zu werden.
Rye Whiskey
Rye Whiskey wurde und wird vor allem in den USA und in Kanada destilliert. Hier gedeiht Gerste nicht so gut, doch der einheimische Mais macht den Whiskey unglaublich süß. Brenner, vor allem aus Europa eingewanderte, experimentierten mit ihnen bekannten Getreidesorten und brannten das Wasser des Lebens aus Roggen. Rye Whiskey ist sehr kräftig und brennt so manchem ein wenig auf der Zunge. Daher ist er auch heute nicht mehr so stark verbreitet. Er findet vor allem in kanadischen Blended Whisky Verwendung, um diesen eine stärkere Würze zu verleihen.
Corn Whiskey
Beim Corn Whiskey liegt auf der Hand, woher er stammt und wer ihn am meisten brennt – die USA. Das beliebte Getreide, welches schon im Bourbon und im Tennessee Whiskey eine große Rolle spielt, bekommt im Corn Whiskey seinen großen Auftritt. Mindestens 80 Prozent Mais muss er in sich haben, und es ist nicht vorgeschrieben, dass er wie alle anderen amerikanischen Whiskeys unbedingt in neuen Eichenfässern lagern muss. Corn Whiskey schmeckt eigentlich fast nach nichts, daher verwendet man sie meist für Blends.
Weitere Whiskysorten
Da Whisky nur eines neben Wasser und Hefe braucht, nämlich Getreide, gibt es auch noch Whiskysorten aus anderen Getreidearten. Wheat-Whiskey aus Weizen, Oat Whiskey aus Hafer und Millet Whisky aus Hirse wollen wir kurz erwähnen.
Wheat-Whiskey
Wheat-Whiskey besteht aus mindestens 51 Prozent Weizen. Er bekommt durch diesen einen sehr runden, auch komplexen Charakter. Zu den fruchtig-würzigen Aromen mischt sich aber gern auch ein leicht bitterer Geschmack, an den man sich erst einmal herantasten muss. Ein Beispiel ist der amerikanische Woodford Reserve Wheat.
Oat-Whiskey
Beim Oat-Whiskey wird die klassische Gerste durch Hafer ersetzt. Der Hafer macht den Whiskey sehr cremig und reichhaltig, erinnert oft an Banane. Oat Whiskey findet man heute nicht mehr so häufig, aber die Brennerei Koval in Chicago oder auch die deutsche Brennerei Fitzke aus dem Schwarzwald haben solche Hafer-Whiskeys im Sortiment.
Millet-Whisky
Ebenfalls bei Koval zu finden ist ein Whiskey aus mehrheitlich Hirse. Hirse verwenden vor allem die asiatischen und afrikanischen Brennereien für die Destillation von Bränden. Der Whiskey ist sehr frisch und leicht, bringt viele Früchte wie Litschi und Datteln mit, die man typischerweise mit Asien in Verbindung bringt.
Whiskyheirat – die Welt der Blended Whiskys
Nun, unsere Reise ist noch nicht ganz zu Ende, denn wir kommen noch kurz zu den wohl am meisten getrunkenen Whiskys, den Blends. Blended Whiskys sind aus einer Vielzahl unterschiedlicher Whiskys zusammengemischte, schöner gesagt verheiratete Whiskys. Der Blended Whisky machte den schottischen Whisky so berühmt, und auch Irland ist für seine gelungenen Blends bekannt. In den USA wird verhältnismäßig wenig Blended Whisky produziert, in Kanada dafür umso mehr. Die Beliebtheit der Blends leitet sich aus ihrem immer gleichen Geschmack ab. Schenkt man sich einen Blended Whisky einer bestimmten Marke ein, wird er immer gleich schmecken. Es gibt sogar Brennereien, die ihren Malt Whisky ausschließlich für die Hochzeit zu feinen Blends produzieren und keinen eigenen Single Malt abfüllen.
Blended Whisky besteht zum größten Teil aus Grain Whisky, der mit Malt Whisky, aber auch Rye Whiskey gemischt zu exzellenter Aromenvielfalt gelangt. Das Mischen ist also ganz und gar nichts Schlechtes. Liebhaber, Kenner und Einsteiger in die Welt des Whisky-Genusses erfreuen sich gleichermaßen an der großen Auswahl und der herrlichen Geschmacksvielfalt der Blended Whiskys.
Welcher Whisky für welchen Typ Mensch?
Am Ende unserer Reise stellt sich nun wieder die Frage unseres Barkeepers: Welcher Whisky darf es denn sein? Die Antwort darauf ist ganz simpel: eine Frage des Geschmacks. Wer in geselliger Runde an der Bar, in der Kneipe oder beim Grillen auf der Terrasse sitzt, wird die gefälligen und unkomplizierten Bourbon und Blended Whiskys bevorzugen. Diese kann (und darf!) man auch für Longdrinks und Cocktails verwenden oder „on the Rocks“ trinken, wenn man das unbedingt möchte. Kultivierter und ruhiger geht es beim Genießen von edleren Malt und Single Malt Whiskys zu. Die feinen Nuancen und komplexen Aromen entdeckt man nicht bei einem munteren Gelage.
Ob man für Bourbon jung und für Single Malt alt sein muss, ist nicht entscheidend. Genuss kennt kein Alter und auch der gesittetste ältere Businessman mit teurem Anzug und dicker Zigarre trinkt sicher gern mal einen Whisky-Cocktail oder einen leichten irischen Blend – er verrät es nur nicht!
In diesem Sinne: Ausprobieren lautet die Devise. Wir wünschen viel Spaß beim Entdecken der Vielfalt des Geschmacks und wünschen immer einen Handbreit Whisky im Glas!