Unsere 4 Whisky-Empfehlungen aus Deutschland
Slyrs Bavarian SIngle Malt Whisky
Die Standardabfüllung der Brennerei Slyrs, der Bavarian Single Malt Whisky, präsentiert sich in einem klaren Goldgelb. Er hat eine kräftige Intensität und ist äußerst komplex. Der Malt Whisky überzeugt mit schönen Fruchtnoten von Aprikose und Orange, umwoben von süßem Karamell und einer Spur Ingwer.
Dieser deutsche Whisky ist ganz in der Tradition der schottischen Single Malts gebrannt und wird Liebhaber des Scotch Whisky ganz bestimmt überzeugen. Er klingt lange nach und versetzt den Genießer in die wunderschöne Landschaft der schottischen Highlands und der nördlichen Speyside.
finch Classic Whisky
Die Brennerei finch trägt den Geschmack schon im Namen, denn sie selbst bezeichnet ihren Whisky als schwäbischen Hochland-Whisky. Genauso präsentiert sich der Grain Whisky auch im Glas, in der Nase und am Gaumen. Der milde Whisky ist der perfekte Einstieg in die Produktpalette der Brennerei.
Der finch Classic Whisky dringt schon mit intensiven Fruchtnuancen in die Nase. Gelber Apfel, Banane, ein paar Weintrauben vermengen sich mit viel Vanille und einem Hauch von Schokolade zu einem echten Genuss. Auf der Zunge entwickelt sich ein feiner Geschmack von Vanillepudding und Malz – ein runder und angenehm süffiger Whisky für Einsteiger.
St. Kilian Signature Edition One
Der St. Kilian Signature Edition One ist der Auftakt einer Reihe aus der Brennerei in Unterfranken in der Nähe von Würzburg. Die Komposition ist deutlich fruchtig und süß. Die Lagerung in Ex-Bourbon-Fässern und Rhum-Agricole-Fässern lässt schöne vanillige und karamellige Noten entstehen. Hinzu gesellen sich fruchtig-exotische Aromen. Die feine Nussnote bringen die Kastanienfässer hinzu, die im Abgang eine leichte Bitterkeit hinterlassen.
Für sein recht junges Alter ist dieser Whisky sehr komplex und überzeugt in voller Tiefe. Die tropischen Früchte lassen fast ein einen Calvados erinnern, doch der Eindruck vergeht schnell wieder, sobald man mehr und mehr von diesem hervorragenden Whisky erschmeckt. Ein absoluter Tipp für fortgeschrittene Whiskytrinker.
Beverbach Single Malt German Whiskey
Der Beverbach Single Malt German Whiskey aus der Brennerei Hardenberg setzt auf alte Traditionen. Der Whiskey reift in Ex-Bourbon- und Brandy-Fässern. Die Brennerei orientiert sich stärker an irischem und amerikanischem Whiskey, wie das „e“ im Namen schon vermuten lässt. Und das schmeckt man auch.
In der Nase wie am Gaumen spürt man ein angenehmes kräftiges Malz, welches auf dezente Rauchnoten trifft. Der Brandy kommt klar hervor, dann folgen nussige und holzige Aromen. Hinzu treten eine ausgewogene Vanillenote, etwas Schokolade und einer Spur Wacholder, die den Whiskey sehr ausgewogen und harmonisch, aber auch etwas gewagt machen. Fortgeschrittene Whisky-Liebhaber und neugierige Einsteiger in die Welt des Whiskys sollten gern eine Nase und einen Schluck davon nehmen.
Der Geschmack des deutschen Whiskys
Doch wie schmeckt denn nun deutscher Whisky? Nun, auf diese Frage gibt es keine klare Antwort, denn die Zahl der Brennereien ist sehr groß und das Portfolio daher auch sehr vielfältig. Das liegt vor allem daran, dass in Deutschland viele Klein- und Kleinstbrennereien existieren, die in Handarbeit im Manufakturstil mit Whisky experimentieren. Eines aber ist sicher: die deutschen Whiskybrenner orientieren sich bei all ihren Experimenten an klassischen Rezepten und uralten traditionellen Methoden der Schotten und Iren. Den Erfindern des Whiskys wird die entsprechende Ehre gezeigt.
Will man trotz der Vielfalt den deutschen Whisky beschreiben, so kann man eine Tendenz zum süßen Whisky, der mit der Speyside liebäugelt, nicht verbergen. Aber es wird auch mit getorftem Malz experimentiert, wie beispielsweise der BALTACH Wismarian Peated Single Malt Whisky zeigt,
Die deutschen Whiskybrenner experimentieren sehr viel mit verschiedenen Fässern. Neben Ex-Sherry-Fässern kommen auch viele Port-, Süßwein-, Spätburgunder und viele anderen Weinfässer zum Einsatz, in denen der Whisky gelagert wird. Auch von der in Schottland vorgeschriebenen Erstlagerung in Eiche sieht man so manches Mal ab. Es kommen verschiedene Holzarten zum Einsatz. Deutschland ist eben auch ein Weinland, und hat viele verschiedene Fasstypen auf Lager. So experimentiert Master Distiller Mario Rudolf im Odenwald mit einem Mix aus Kastanienfässern, Ex-Bourbon-, Rum- und Sherry-Fässern.
Neben klassischen Single Malts produzieren deutsche Brennereien aber auch Grain Whisky und Whisky aus Roggen (Rye Whisky). Deutschland ist alles in allem also zwar ein junges, aber sehr spannendes Whisky-Land.
Bekannte Whisky-Marken aus Deutschland
Die Zahl der Brennereien, die ausschließlich oder in Teilen Whisky destillieren, ist groß. Man schätzt sie mittlerweile auf über 400. Die meisten haben einen sehr geringen Ausstoß und sind oft nur regional bekannt. Einige, deren Vertrieb und Produktion sich in den letzten Jahren auf das gesamte Bundesgebiet und darüber hinaus ausgeweitet haben, gibt es aber dennoch. Zu diesen gehören Slyrs, Beverbach Whisky, St. Kilian, Stonewood, Hillhock Whisky und sicherlich auch finch.
Whisky in Deutschland und wie es dazu kam
Deutschland als das Land der Bierbrauer hat eigentlich alles, was man zum Whisky Brennen braucht. Das eingemaischte Getreide, welches die Grundlage für den Whisky ist, ist nämlich nichts anderes als ein Bier. Dennoch ist die Whisky-Tradition in Deutschland noch verhältnismäßig jung. Wenn man überhaupt von einer Tradition reden kann. Bedenkt man, dass der erste echte Whisky in Deutschland erst im Jahr 1982 gebrannt wurde. Aber in den letzten Jahren hat sich sehr viel getan. Deutscher Whisky hat es mittlerweile sogar in den internationalen Handel und in die Gläser echter Whisky-Kenner geschafft.
Eine Geschichte vom Obstbrennern und Kornliebhabern
Whisky ist erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland gekommen. Zuvor war das Wasser des Lebens, welches schon früh seinen Weg aus Europa hinaus in die große weite Welt, vor allem nach Amerika und Kanada geschafft hatte, hierzulande ziemlich unbekannt. Deutschland war nämlich auch schon immer ein Land der Obstbauern. Nachdem die Kunst der Destillation auch seinen Weg auf das europäische Festland gefunden hatte, begann man hier die vielgeliebten Früchte zu feinen Obstbränden und Likören zu verarbeiten. Eine Nische, in der Deutschland auch heute noch sehr bekannt und die Brände sehr beliebt sind.
Im kühlen Norden, also da, wo das Klima mit dem in Schottland und Irland am ehesten zu vergleichen wäre, brannte man auch Schnaps aus Getreide, aber eben keinen Whisky. Kornbrände sind der deutschen Nordlichter liebstes Getränk, nach Bier, versteht sich. Und auch wenn man die Kornbrände teilweise dann auch in Fässern lagerte, wie in der Brennerei Schraml schon im Jahre 1894, konnte man diese bei weitem nicht als Whisky bezeichnen. Selbst, wenn es keine klaren Brände waren, sondern schön golden schimmernde Weinbrände oder dunkle Kornbrände, entsprach dieser Schnaps nicht den Regularien, die für einen Whisky so entscheidend sind.
Die Jahrtausendwende bringt den deutschen Whisky-Boom
Die Wurzeln des deutschen Whiskys befinden sich in Bayern. Robert Fleischmann in der Brennerei Blaue Maus war es, der als erster Whisky destillierte. Er legte den Grundstein für die deutsche Whisky-Produktion. das war im Jahr 1982. Ihm sollten erst mit den 1990er Jahren weitere Brennereien folgen. Vor allem Obstbrenner begannen den Whisky für sich zu entdecken. Allen voran setzte sich die Lantenhammer Obstbrennerei am Schliersee an der Grenze zu Österreich. Die Whiskybrennerei Slyrs produzierte als eine der ersten so viel Whisky, dass dieser nicht nur lokal, sondern auch bundesweit vertrieben werden konnte. Der Slyrs Bavarian Single Malt Whisky ist noch heute das Aushängeschild der Firma.
In den folgenden Jahren, um die Jahrtausendwende herum, gab es so etwas wie einen Whisky-Boom in Deutschland. Mehr und mehr Brennereien begannen sich auf Whisky zu spezialisieren, viele Obstbrenner entdeckten Whisky als eine sympathische Erweiterung ihres Sortiments. Vor allem in Bayern ist man auf den Geschmack des Whiskys gekommen. Die St. Kilian-Destillerie in Unterfranken, die Brennerei Habbels mit seinen Hillhock Whiskys, die Hardenberg Destillerie mit dem Beverbach Whisky, Rothaus mit dem Black Forest Single Malt Whisky oder die schwäbische Brennerei finch, die ausgezeichneten Hochland-Whisky brennt. Bayern kann man somit wohl getrost als eine Whisky-Region in Deutschland bezeichnen.
Aber nicht nur im Süden Deutschlands wird Whisky gebrannt. In der gesamten Republik haben sich kleine und kleinste Destillerien gegründet, die sich in der Kunst des Whisky-Brennens versuchen. Eine davon ist die Hercynian Distilling Co / Hammerschmiede in Zorge, in Hessen, die den bekannten The Glen Els brennt. Aber auch noch weiter im Norden, wie zum Beispiel im wunderschönen Spreewald, brennt man in der Spreewälder Feinbrand und Spirituosenfabrik einen Rye Whisky, den sogar der Whisky-Papst Jim Murray in seiner Whisky-Bibel erwähnte und mit 94 von 100 Punkten adelte. Noch weiter nördlich, in Wismar, liegt die Hinricus Noyte`s Brennerei, die neben vielen anderen Bränden wie Gin und Rum, auch einen hervorragenden Single Malt in die Flasche bringt.
Betrachtet man allein die Entwicklung seit der Jahrtausendwende, dann ist der Whisk(e)y in und vor allem aus Deutschland auf einem sehr guten Weg.