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Was sind Unabhängige Abfüller?

Auf den meisten Whiskyflaschen finden sich die Marken und Namen einzelner Brennereien. Aber manche Flaschen kommen mit klangvollen Namen daher, die nicht gleich auf eine bestimmte Destillerie schließen lassen. Manches Mal fehlen die Angaben zur Whisky herstellenden Brennerei ganz. Dies sind in den meisten Fällen Abfüllungen von Handelshäusern oder bestimmten Firmen. Unabhängige Abfüller, oder auch Independent Bottlers, bereichern das Angebot in der Whisky-Welt schon seit vielen Jahrzehnten. Doch was genau steckt dahinter? Wie begann die Geschichte der unabhängigen Abfüller, und wie sieht ihre Zukunft aus?

Was sind Unabhängige Abfüller?

Was sind Unabhängige Abfüller für Whisky?

Unabhängige Abfüller sind Betriebe, die nicht ihren eigenen Whisky herstellen. Sie kaufen Whiskyfässer von Brennereien und füllen Sie dann unter ihrem Namen ab. Nicht immer, aber in vielen Fällen schreiben sie aber den Namen der Ursprungsdestillerie auch mit auf die Flaschen. Üblich sind drei verschiedene Möglichkeiten, wie ein unabhängiger Abfüller den Whisky einkauft:

  • direkt in den Originalfässern der Destillerie
  • als New Make, also Rohwhisky, der in eigene Fässer abgefüllt wird
  • als ausgereiftes einzelnes Whiskyfass von einer Destillerie

In fast allen Fällen lagert der Whisky dann beim unabhängigen Abfüller noch einmal. Er reift heran und so sind die Independent Bottlers zwar keine Hersteller des Whiskys, aber nehmen noch einmal großen Einfluss auf den Geschmack und die Aromen des goldenen Brandes. Je nachdem, in welchem Reifheitsgrad die Abfüller kauften, variiert dieser Einfluss.

Eine kurze Geschichte der unabhängigen Abfüller

Die Geschichte der unabhängigen Abfüller beginnt mit der Firma Cadenhead’s im schottischen Aberdeen. Der Milliardär William Cadenhead gründete seinen Betrieb im Jahr 1842. Zu dieser Zeit war es üblich, dass Destillerien ihren Whisky in Fässern an Händler verkauften. Erst diese füllten den goldenen Brand in Flaschen ab.

Diese Händler waren es auch, die als erstes das Verfahren des Blending anwandten, also Whiskys unterschiedlicher Fässer miteinander verheirateten. Erst etwas später begannen auch die großen schottischen Destillerien mit der Herstellung von Blended Whisky. So begann auch dessen Siegeszug, der vor allem durch die Prohibition in Amerika noch einmal einen starken Anschub bekam.

In den 1930er und 1940er Jahren dann tauchte ein weiterer großer Name in den Reihen der unabhängigen Abfüller auf. Gordon & MacPhail sicherte sich große Vorräte an ausgesuchten Single Malt Whiskys und machte sich mit seinen Abfüllungen und der Reihe der Connoisseurs Choice Malt Whiskys bekannt.

Noch bis vor wenigen Jahren füllten nur wenige Whiskybrennereien Single Malt Whisky ab. Der größte Teil, sogar bis zu 95 Prozent, ging in Blended Whiskys. So waren oft die UA die einzige Quelle, über die man Single Malt Whisky einer Brennerei beziehen konnte.

Unabhängige Abfüller heute

Diese Zeiten haben sich geändert. In den 1960er Jahren begann Glenfiddich damit, den Single Malt wieder populärer zu machen. Spätestens ab dem cleveren Schachzug des Getränkeriesen Diageo mit seiner Reihe The Singleton dann stieg die Nachfrage nach Single Malt deutlich an. Die Brennereien begannen damit, selbst wieder Single Malt abzufüllen. Dabei legten sie großen Wert auf Kontinuität in Aromen und Geschmack. Nun schlug eine neue Stunde bei den unabhängigen Abfüllern. Sie kauften ausgesuchte Fässer und ließen den Whisky dann nach eigenem Gutdünken heranreifen. Die UA waren auch die ersten, die mit anderen Fasstypen zu experimentieren begannen. Ohne sie wären Rum-Cask, Port-Cask, Sherry-Cask und die vielen anderen Finishs wohl heute nicht vorhanden, oder zumindest viel später auf den Markt gekommen.

Was ist das Besondere an unabhängigen Abfüllungen?

Es gibt gleich mehrere Besonderheiten der Whiskys unabhängiger Abfüller. Verantwortlich dafür ist die Philosophie der UA, möglichst individuelle Brände auf den Markt zu bringen. Sie bestimmen selbst:

  • die Reifezeit
  • die Fassarten und Finishes
  • die Stärke der Whiskys
  • die Filtrationsart (Kältefilterung oder nicht)
  • den Zusatz von Zuckercouleur
  • den Namen und das Etikett des Whiskys

Mit einem Whisky vom unabhängigen Abfüller haben Whiskyfreunde die Möglichkeit, Single Malts aus Destillerien zu bekommen, die selbst nur Blends oder für Blends produzieren, Whiskys aus Brennereien zu bekommen, die es gar nicht mehr gibt oder einen Whisky zu trinken, der sehr selten ist.

Welches sind die bekanntesten Independent Bottlers?

Die bekanntesten unabhängigen Abfüller für Whisky sind neben Cadenhead’s und Gordon & Macphail ganz sicher Signatory, Whic und Wemyss Malts. Aber es gibt noch viele mehr. Hier ein kleiner Auszug der schottischen Abfüller:

  • Adelphi Selection
  • Berry Brothers & Rudd
  • Blackadder
  • Douglas Laing & Co. Ltd.
  • Duncan Taylor & Co. Ltd.
  • Elixir Distillers (Port Askaig, Elements of Islay)
  • Hart Brothers Ltd.
  • Ian MacLeod Distillers Ltd.
  • James MacArthur & Co. Ltd.
  • Murray McDavid Ltd.
  • Scotch Malt Whisky Society (SMWS)
  • The Vintage Malt Whisky Co. Ltd. (z. B. The Cooper’s Choice, The Cooper’s Choice Golden Grains, Finlaggan, The Ileach)
  • Wilson & Morgan

Hinzu kommen viele unabhängige deutsche Abfüller wie die Islay Cask Company, Best Dram, der Scotch Single Malt Circle oder The Whisky Agency. Sogar in der Schweiz mit der Caora GmbH, in den Niederlanden mit Van Mees und in Österreich mit Single Cask Collection sind die UA vertreten.

Sammeln oder nicht? Lohnt sich ein Investment in UA?

Whiskys unabhängiger Abfüller sind beliebte Objekte für Sammler. Seltene und ausgefallene Abfüllungen zu einem guten Preis sind hier das Zauberwort. Zudem hat man als Whisky-Sammler die Chance, Flaschen aus streng limitierten Auflagen zu ergattern. Gerade diese sind besonders attraktiv für Sammler. Viele Whiskys unabhängiger Abfüller haben einen hohen Sammlerwert. Aber es gibt auch das Risiko, dass sich Flaschen aus einer Sammlung schwer wieder verkaufen lassen, meist, weil sie zu unbekannt sind. Doch ein echter Sammler schaut nicht nur auf den Wiederverkaufswert, sondern genießt vor allem den Geschmack der UA, den man sonst nirgends bekommen kann.


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