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Eine kurze Geschichte…des kanadischen Whiskys

Kanadischer Whisky war viele Jahre lang ein Geheimtipp unter den Whiskykennern. Doch mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass vom amerikanischen Kontinent mehr als nur Bourbon-Whisky aus den USA kommt. Das wunderschöne Land Kanada hat alles, was man für einen guten Whisky braucht. Hier ist Platz für riesige Getreidefelder und das Land besticht durch sehr sauberes Wasser, welches sich durch unendliche Hügellandschaften, Berge und Täler schlängelt.

Lange Zeit war kanadischer Whisky in der Welt sehr begehrt und es gab fast 200 Brennereien. Doch leider ist der Canadian Whisky, ähnlich wie der irische Whiskey nach der Prohibition in Amerika ein wenig in Vergessenheit geraten. Grund genug, einmal einen Blick in die recht kurze, aber bewegte Geschichte des Canadian Whisky zu werfen. Sie beginnt zwar erst im 18. Jahrhundert, aber sie hat große Vorgänger, denn sie ist eng mit der Geschichte des schottischen Whiskys und auch ein bisschen mit der irischen Geschichte verbunden. Kommen Sie mit auf eine informative und unterhaltsame Reise in die Geschichte des Canadian Whisky.

Vom Aufstieg des kanadischen Whiskys

Erfindungsreiche Pioniere haben dem Whisky aus Kanada zu einer erfolgreichen Geschichte verholfen. Erste Erwähnungen von kanadischem Whisky findet man schon Ende des 18. Jahrhunderts. Rund um die Großen Seen in Québec und Ontario entstanden die ersten Whisky-Brennereien. Manche behaupten, in Manitoba eröffnete William Henry im Jahr 1796 die erste Brennerei, doch in Québec wurde offensichtlich schon einige Jahre vorher Whisky gebrannt. Die Destillation von Alkohol war den Kanadiern aber auch schon vorher bekannt, allerdings brannte man hier vorzugsweise Rum. Erst mit der verstärkten Einwanderung der Schotten und Iren in das wunderschöne weite Land der Freiheit, begann man mit der Whisky-Produktion. Recht schnell kamen die Kanadier auf den Geschmack. Schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es über 200 Brennereien, in denen man vorzüglichen Whisky brannte.

Schotten und Iren bringen den Whisky in die neue Welt

Kanada war ein Land der Trapper, Siedler und Jäger, Reiche Wildbestände, fruchtbares Land und eine unberührte Natur, in der man sein Leben noch so richtig urig genießen kann – dieses alte Bild der kanadischen Lebenskultur lässt noch heute viele Menschen von einer anderen, ruhigeren, naturnahen Lebensweise träumen. Im 18. Jahrhundert machten sich so auch die Schotten und Iren, gebeutelt von schweren Kriegen und den herrschsüchtigen Königen Europas auf in diese neue Welt.

Schnell entdeckten sie, dass Kanada wie die alte Heimat Reichtümer bot, die sich ganz hervorragend dazu eigneten, das Liebste, was man Zuhause gelassen hatte, auch in der neuen Heimat wiederzubekommen – den Whisky. Schon bald brannten sie aus dem überschüssigen Getreide ihr Nationalgetränk, welches ihre Seelen wärmte und den Geldbeutel füllte. Denn sie verkauften den Whisky an die Trapper, Siedler und Jäger. Und denen gefiel der unbekannte Brand. Er war viel weicher und gefälliger als der kratzende Rum, den sie gewohnt waren.

John Molson (und nicht William Henry) war es, der im Jahr 1801 die erste kommerzielle Whisky-Brennerei in Kanada eröffnete. Neben ihm gab es natürlich noch weitere Whisky-Pioniere, wie Henry Corby, William Gooderham, Joseph E. Seagram und Hiram Walker. Doch der richtige Durchbruch des Wassers des Lebens kam erst rund ein halbes Jahrhundert später., und er sollte vor allem auf die beiden letztgenannten gegründet sein.

Der Canadian Club und der große Name Hiram Walker

Der erst große Name in Verbindung mit dem kanadischen Whisky ist Hiram Walker. Er war ein Getreidehändler aus Detroit, der dem Whisky sehr angetan war, den aber dessen damalige Qualität einfach nicht überzeugte. Sehr herb soll der Whisky dieser Tage gewesen sein, und gebrannt haben soll er auf Zunge und Gaumen, wenn auch nicht so stark wie der Rum. 1858 entschied sich Hiram Walker ein Stück Land am Detroit River in Ontario zu kaufen und seine Whisky-Brennerei zu eröffnen. Er startete die Produktion mit einem Roggen-Whisky mit Gerstenmalz, der sehr würzig und charaktervoll war. Als Gegenstück kam dann auch gleich noch ein Corn-Whisky aus Mais, wie es in den USA üblich war, mit in die Fässer.

Beides war nicht ganz das richtige, der eine zu sanft und weich, der andere zu kraftvoll und immer noch ein bisschen zu rau. Also mischte Hiram Walker beherzt beide Brände zusammen und ließ die Brände gemeinsam noch einmal sechs Jahre reifen. Mit diesem Blended Whisky setzte er als erster in Kanada einen Fuß in die Kunst der Verheiratung verschiedener Whiskys – und nach Kanada, denn er verlagerte seine Destillerie von Detroit auf die andere Seite des Flusses nach Windsor, in Ontario.

Vom Walkers Club zum Canadian Club

Noch etwas machte Hiram Walker anders als alle vor ihm dagewesenen Brenner. Er füllte den Whisky in Flaschen ab, statt ihn in Fässern oder Steinkrügen auszuliefern. Stand zunächst auf den Flaschen einfach nur der Name des Herstellers, ergänzte Hiram spitzfindig wie er war, ein Club. Nun hieß der Whisky Walkers Club. Warum Club? Nun Hiram war ein bekennender Liebhaber des Gentleman Club. Eine Marke war geboren, die noch heute als eine der wenigen kanadischen Whiskymarken in der ganzen Welt bekannt ist.

Sie kennen gar keinen Walkers Club-Whisky aus Kanada. Das ist keine Bildungslücke, denn der Name sollte sich noch einmal ändern. Nachdem Walker seine Produktion vergrößerte und vor allem in die USA exportierte, kam mit der Berühmtheit der Marke auch eine weitere Berühmtheit auf den Plan. Johnny Walker höchstpersönlich sah sich und seinen Bourbon bedroht. Er erwirkte bei der Regierung einen Entscheid, der Hiram dazu zwang, deutlich zu kennzeichnen, dass sein Whisky aus Kanada ist und ganz und gar nichts mit dem Bourbon von Johnny Walker zu tun hat. Kurzentschlossen nannte Hiram seinen Brand nun Canadian Club. Und diesen Namen kennen Sie ganz bestimmt.

Seagram und sein Einfluss auf die kanadische Whisky-Kultur

Neben Hiram Walker, der mit seinem Canadian Club die Kehlen der Welt eroberte, soll aber noch ein anderer Große in der Geschichte des kanadischen Whiskys erwähnt werden. Es handelt sich um Joseph E. Seagram. Er war der Sohn englischer Einwanderer und kaufte im Jahr 1883 eine Brennerei in Waterloo, ebenfalls wie Walkers Brennerei in Ontario. Auch er setzte auf Blended Whisky, der noch heute der meistgebrannte Whisky aus Kanada ist. Besonders in den USA hatte er mit seinem „Seagrams 83“ großen Erfolg und trug neben Corby, Walker und Gooderham zum Aufstieg des kanadischen Whiskys seinen Teil bei. Dieser Aufstieg sollte mit der amerikanischen Prohibition seinen Höhepunkt haben, und gleichzeitig dafür sorgen, dass viele kanadische Whisky-Brennereien in den Furchen der Geschichte liegenblieben.

Die amerikanische Prohibition als Motor für den kanadischen Whisky

Father Chiniquy war es, der als einer der führenden Köpfe der kanadischen Temperenzbewegung Wasser predigte und Whisky trank. In Massen, wie man feststellte und ihn wegen seiner Eskapaden sogar exkommunizierte. Neben dem erheblichen Whisky-Konsum kamen nämlich auch sexuelle Fehltritte und sogar Brandstiftung hinzu. Ein wahrer Mann Gottes. Nun ja, er brachte die Abstinenzbewegung in Kanada nicht in Gange, dafür war eine Frau verantwortlich. Nelly Mooney McClung berief sich bei ihrem Feldzug gegen den Alkohol im Allgemeinen und den Whisky im Speziellen auf die armen Frauen, die unter der Trunksucht ihrer Männer leiden mussten. Doch, auch wenn sie sehr engagiert war, gab es nur in einigen Provinzen Alkoholverbote, und nur im Jahr 1918 eine sehr kurze Spanne, in der er landesweit verboten war. 

Ganz anders verlief die Temperenzbewegung in den USA. Die streng Gläubigen hatten hier weit mehr Erfolg. In den USA wurde kurz nachdem man in Kanada nur halbherzig versuchte, dem Alkoholkonsum Einhalt zu gebieten, im ganzen Land für viele Jahre die Prohibition in Kraft gesetzt. Für die Kanadier und Schotten war dies eine Segen, denn nun florierte der Schwarzhandel. Schleuser brachten kanadischen und schottischen Whisky nach Amerika. Die kanadische Regierung schaute in den meisten Fällen weg, diente es doch der eigenen Wirtschaft mehr als es ihr schadete. Der Canadian Whisky war schon so bekannt in den USA, dass selbst die Schotten es ertrugen, wenn man im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ihren Scotch in der Annahme trank, dass es kanadischer Whisky war.

Einzig die Iren profitierten von der amerikanischen Prohibition nicht. Sie schmuggelten nicht, das verbat den meisten von ihnen ihr streng katholischer Glaube. Was die amerikanische Prohibition mit dem Irish Whiskey gemacht hat, lesen Sie in unserer kurzen Geschichte des Whisky – Teil 2 Irland.

Kanadischer Whisky heute

Nun, warum gilt dann kanadischer Whisky heute oft nur als Geheimtipp, wenn er doch einen solchen Erfolg hatte und Kanada immerhin als noch drittgrößte Whisky-Region der Welt geführt wird? Ein Rang, den sie eventuell durch den Aufstieg des japanischen Whiskys verlieren könnten. Kanadischer Whisky ist nicht weg, allerdings ist die Zahl der Brennereien deutlich zurückgegangen. Zum einen hat die Prohibition zwar dem kanadischen Whisky zu Ruhm verholfen, und noch heute trinkt man in den USA mehr kanadischen Blend als amerikanischen Bourbon, wodurch viele kanadische Brenner ihre Standorte gleich aufgegeben haben, um Anteile und ganze Destillerien und Marken der USA zu kaufen. Man produziert vor Ort für die durstigen Kehlen der Amerikaner.

Zum anderen waren auch viele ausländische Investoren an den kanadischen Künsten interessiert, kauften sich ein, kauften auf. Die europäischen Konzerne waren umtriebig, sodass nicht viele eigenständige Brennereien übrigblieben. Ähnlich ging es den Iren, die aber in den letzten Jahren mit eigener Kraft ihre Whisky-Kultur und Brennereidichte wieder nach oben schrauben.

Zu guter Letzt kann man nur vermuten, dass die Kanadier sich zu lange auf der sicheren Seite gefühlt haben. Sie sind wohl von der boomenden Whisky-Industrie mit Fusionen, Aufkäufen und jeder Menge Werbung überrannt wurden. Doch in den letzten Jahren spürt man auch hier, dass die Brennmeister sich wieder ins Zeug legen. Was ein paar Jahre lang als eher langweilig im Aromaprofil beiseite geschoben wurde, kommt nach und nach mit verbesserten Rezepturen und neuen Stilen zurück. Ob ein Glen Breton Single Malt nach schottischem Vorbild, ein Lot 40 als würziger Rye-Whisky oder ein Crown Royal mit der Würze des kanadischen Waldes – probieren Sie, denn Kanada kann Whisky!

Tipp: Eine kleine Übersicht und die besten Whiskys aus Kanada haben wir hier zusammengestellt.

Und jetzt wünschen wir viel Spaß beim Probieren und wie so oft immer eine Handbreit (kanadischen) Whisky im Glas.


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