Indischer Whisky – unsere vier Empfehlungen
Amrut Indian Single Malt Original
Die Amrut Brennerei war die erste, die gleich zum Ende der Kolonialherrrschaft im Jahr 1948 damit begann, Whisky zu brennen. Amrut hebt sich mit seiner Premium-Qualität deutlich von den vielen anderen No-Name-Marken aus Indien ab. Destilliert wird der Amrut Single Malt Original genau wie die vielen weiteren Abfüllungen der Brennerei in Bangalore, dem IT-Ballungsraum Indiens, welcher auch der Garten Indiens genannt wird.
Der Amrut Single Malt Original verzichtet völlig auf Kühlfilterung und Garbstoffe, was seine recht helle Bernsteinfarbe auch verrät. Schon in der Nase wird klar, dass es sich hier wirklich um einen Whisky nach alter Tradition handelt. Süße Gewürzaromen, Zimt, Karamell und getrocknete Früchte umschmeicheln die Geruchsknospen. Auch auf der Zunge spürt man die typischen Aromen eines Scotch. Mit viel Vanille, etwas Malz und einem kleinen Schuss Apfel wird die starke Eichennote etwas gemildert. Es verbleibt eine schöne würzige Note und Schärfe vom Eichenholz.
Paul John Edited
Der Single Malt Paul John Edited wird in der John Distillery an der Küste Goas produziert. Erst seit 2008 destilliert man hier auch Single Malt Whisky, der den bekannten Blend Original Choice nun ergänzt und unter dem Label Paul John vermarktet wird. Neben dem Edited gibt es noch weitere Single Malt-Abfüllungen wie den Brilliance oder den Paul John Bold.
Der Paul John Edited ist ein wunderbarer Whisky für Einsteiger in die indische Whisky-Welt der rauchigen Malts. Mit seiner dezenten Rauchigkeit und frischen Noten des Regenwaldes präsentiert er sich komplex und auf interessante Weise exotisch, ohne den Whiskycharakter zu verlieren. Ganz im Gegenteil spürt man schon in der Nase eine fruchtige und milde Süße von Honig, denen sich etwas herbere Kaffee- und Kakaonoten anschließen. Im Geschmack zeigt sich dann die Frische des Regenwaldes mit viel Gras, nasser Erde und frischen Kräutern. Die sanfte Torfrauchnote und eine feine Eichenwürze runden den Genuss ab.
Rampur PX Sherry Finish
Der Rampur PX Sherry Finish ist ein Indian Single Malt, der den Premium-Markt bedienen will – und das auch kann. Schon im Jahr 1943 wurde die Brennerei Rampur gegründet. Im Gegensatz zu den beiden anderen bekannten Destillerien Amrut und John hat Rampur (heute Radico Khaitan) seine Zelte eher im nördlichen Indien, im Bundesstaat Uttar Pradesh aufgeschlagen. Hier, am Fuße des Himalaya ensteht unter anderem der Rampur PX Sherry Finish Whisky, der Freunde eines stark würzigen und süßen Single Malts begeistern dürfte.
Die Lagerung und Reifung in Pedro-Ximénez-Sherry-Fässern zeigen sich schon in der Nase, die mit einem vollen würzigen Aroma von Früchten, Sherry und viel Zimt umgarnt wird. Auch am Gaumen bekommt man die volle Ladung Süße, Würzigkeit und starke weinhaltige Texturen zu spüren. Der Rampur XP Sherry Finish verbleibt lange im Mund und verabschiedet sich mit viel Frucht, Vanille und der honigsüßen zimtigen Note der besonderen Sherry-Fässer. Die Geschmacksaromen bleiben übrigens in ihrer vollen Stärke erhalten, da der Rampur, wie sehr viele indische Whiskys, nicht kühlgefiltert wird.
Amrut Naarangi
Der Amrut Naarangi hat in sich, was der Name schon sagt. Mit diesem Whisky hat man eine wahre Orangenbombe im Glas, denn Naarangi heißt nichts anderes als Orange. Der Single Malt reift in spanischen Sherry-Fässern, denen frische Orangenschalen beigefügt wurden. Danach darf der Single Malt für drei Jahre in die Fässer und nimmt diese herrlichen Orangenaromen in einer sensationellen Üppigkeit auf. So ist es möglich, dem Whisky etwas beizumischen, was eigentlich laut europäischer Standards einen Whisky disqualifiziert.
Der Whisky präsentiert sich in einem hellen Bernstein, was darauf zurückzuführen ist, der nicht kühlgefiltert und nicht gefärbt daherkommt. In der Nase entfaltet sich ein sehr fruchtiger Charakter, der nicht auf frischen, sondern getrockneten Früchten beruht. Am Gaumen spürt man eine angenehme Eleganz süßer Äpfel, Orangenschalen, ätherischen Ölen und feinen Gewürzen. Die Eiche ist aber bei all der Süße und orangigen Cremigkeit spürbar und verleiht der Komposition eine feine Würze, Der Amrut Naarangi verabschiedet sich mittellang und zart, mit feinen Orangenölen und einer leichten Schärfe.
Wie schmeckt Whisky aus Indien?
Die meisten Brennereien findet man im Süden von Indien. Amrut zum Beispiel hat sich in Bangalore niedergelassen, John Distillers seine Zelte in Goa nah am Wasser aufgeschlagen. Allen Standorten gemeinsam ist das sehr warme und feuchte Klima, welches sich deutlich von den rauen klimatischen Bedingungen in Schottland oder Irland unterscheidet. Das hat zur Folge, dass der Whisky sehr schnell reift. Daher gibt es nicht sehr viele wirklich alte Single Malt Whiskys aus Indien, aber sie müssen sich hinter den traditionsreichen Schotten nicht verstecken. Die Interaktion zwischen dem Holz und dem Destillat in den Fässern ist sehr intensiv und lässt schon nach kurzer Zeit sehr komplexe und aromatische Single Malts entstehen.
Indischer Whisky besticht daher durch eine intensive Würze und eine schöne dichte Komplexität. Man findet hier die typischen Aromen eines Scotch gepaart mit weicher Kokosnuss, dunkler Schokolade und viel Vanille. Aromatische Zitrusfrüchte, cremiger Pfirsich und warmes Karamell sind typisch für Single Malt Whisky aus Indien. Je nach Standort und verwendeten Fass-Typen mischen sich salzige Noten des Meeres oder süße Madeira- und Sherry-Noten in die feine Komposition aus dem Land, welches sich auch in Sachen Whisky unabhängig vom ehemaligen Kolonialherren England macht.
Whisky aus Indien – bekannte Marken und Brennereien
In Indien gibt es etwas mehr als 15 reine Whisky-Brennereien, in denen zumeist Blended Whisky produziert wird. Aber auch Single Malt wie aus dem Hause Amrut oder John Paul ist bekannt in der Welt.
- Amrut
- Royal Green
- After Dark
- Antiquity
- Bagpiper
- Blenders Pride
- Director’s Special
- DSP Black
- Imperial Blue
- McDowell’s No.1
- Paul John
- Peter Scot
- Red Knight
- Rowson’s Reserve
- Royal Challenge
- Rampur
- Royal Stag
- Signature
- Officer’s Choice
Wissenswertes zum Whisky aus Indien
Vielleicht hat der eine oder die andere schon einmal einen Amrut, einen McDowells oder einen Officers Choice in der Hand gehabt, aber sehr stark verbreitet sind indische Whiskys in unseren Landen nicht. Noch nicht, muss man sagen, denn war Whisky aus Indien zunächst schwer zu erhalten, findet man ihn nun viel häufiger im gut sortierten Einzelhandel und natürlich in den diversen Online-Shops im Internet.
Indien ist der weltweit größte Importeur von Whisky, stellt aber auch immer stärker wachsend selbst das Wasser des Lebens her. Dabei muss man allerdings den Begriff Whisky ein bisschen weiterdenken, denn in Indien gelten die meisten Regelungen zur Deklaration eines Whiskys nicht. Dennoch erfreuen sich die Blended und Single Malt Indian Whiskys einer zunehmenden Beliebtheit. Was ist dran an den indischen Whiskys?
Indischer Whisky – eine kurze Geschichte
Indien als ehemalige britische Kolonie hatte schon früh Kontakt mit dem Uisge Beatha, dem Wasser des Lebens. In Sachen Produktion, Lagerung und Reifung hatte das Land somit wohl die besten Lehrmeister. Mit dem Trinken von Whisky begannen die Inder im 19. Jahrhundert während des British Raj. Edward Dyer aus England war es, der in den 1820-Jahren in Kasauli die erste indische Brauerei gründete. Bald zog die Brauerei in das Gebiet um Solan, wo das Quellwasser besser war und wurde in eine Brennerei umgewandelt. Allerdings war das Getreide, welches man verwendete, immer abhängig davon, welches gerade verfügbar war. Denn, auch, wenn Indien eine enge Verbindung zu den großen Vorbildern der Whisky-Produktion hatte, schien das Wissen darum, wie und aus welchen besonderen Grund-Rohstoffen man einen Whisky brennt, in Vergessenheit geraten zu sein.
Erst im Jahr 1982 leistete die bekannte Brennerei Amrut, gegründet 1948, Pionierarbeit und destillierte Whisky aus gemälzter Gerste. 1986 war es dann soweit, und der erste richtige Single Malt aus Indien erblickte das Licht der Welt. Allerdings sind bis heute die Whiskys aus Indien zu einem großen Teil nicht aus gemälztem Getreide, geschweige denn Gerste, sondern aus fermentierter Melasse hergestellt. Dabei konzentrieren sich die Brennereien vor allem auf die Produktion von Blended Whisky, den sie mit schottischem Single Malt aufwerten. Den europäischen Qualitätsstandards halten die meisten indischen Whiskys daher nicht stand, nennen sich aber trotz dessen Whisky und nicht etwa Rum.
Doch bei all dem sollte man den indischen Whisky dennoch im Auge behalten. Single Malts von Amrut werden bei Blindverkostungen durchaus einigen Scotch Whiskys vorgezogen und auch andere Hersteller haben sich dafür entschieden, die Destillation von Whisky unter den Vorschriften für das Wasser des Lebens (vor allem durch die Scotch Whisky Association) durchzuführen und erzielen damit Indian Single Malts, die sich nicht hinter den Bränden der Brennereien der alten Whisky-Welt verstecken müssen.
Besonderheiten des indischen Whiskys
Neben Single Malts, die den europäischen Standards für einen Whisky entsprechen, dürfen sich in Indien auch Spirituosen Whisky nennen, die diese Normen nicht erfüllen. Viele indische Whiskys basieren nämlich auf Zuckerrohrsaft, also fermentierter Melasse, weswegen wir sie eher als Rum einstufen würden als Whisky zu ihnen zu sagen. Doch ist genau diese Art des Whiskys in Indien am weitesten verbreitet, wenn auch in Europa nicht als Whisky an sich zugelassen.
Aber es gibt noch immer mehr als genug Brennereien, die auch Whisky produzieren, der in Europa zugelassen ist und somit auch als Whisky exportiert werden kann. Die indischen Brennereien müssen dafür die Gerste nicht importieren, denn diese gedeiht im Norden des Landes ganz hervorragend. Im Grenzgebiet zu China, Nepal oder Pakistan wächst sie, denn hier ist es deutlich kühler als im Süden von Indien, wo sich die meisten Single Malt Brennereien angesiedelt haben. Getorftes Gerstenmalz aber müssen die Inder aus Schottland und anderen Regionen Europas importieren. Der Trend zum Single Malt geht in Indien weiter. Mit den Verkaufszahlen steigt auch die Bekanntheit der Marken und die Qualität der Brände. Mit einem jährlichen Wachstum zwischen 10 und 50 Prozent kann man Indien getrost als Whisky-Boom-Land bezeichnen. Man darf gespannt sein, was uns das Land in den nächsten Jahren neben den etablierten Marken noch so bieten wird.