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Eine kurze Geschichte…des amerikanischen Whiskeys

Historische Gebäude im französischen Viertel, USA.

Die Geschichte des amerikanischen Whiskeys ist eine Geschichte von Einwanderern. Schon an der weit verbreiteten Schreibweise mit dem zusätzlichen „e“ erkennt man die Einflüsse der Iren. Aber auch die Schotten taten ihr Übriges dazu, dass auch in Amerika das flüssige Gold die Kehlen hinunterrann. Wir wollen einen Blick auf die Geschichte und Entwicklung des Whiskeys in Amerika, und hier meinen wir die Vereinigten Staaten, die markanten Merkmale und die typischen amerikanischen Whisky-Sorten werfen.

Whiskey in den USA – flüssiges Gold aus Europa

Der amerikanische Kontinent und spezielle die USA sind ein Land von Einwanderern. Die Ureinwohner, die Indianer, kannten keine vergorenen Pflanzensäfte, geschweige denn die Destillation. Erst mit den ersten Einwanderern im 15. und 16. Jahrhundert kam das Feuerwasser in der neuen Welt an. Die ersten Siedler zehrten dabei an Rum-Vorräten und importierten dieses auch, um damit ihr Kehlen zu befeuchten. Doch mit der zweiten Welle der Einwanderungen im 18. Jahrhundert siedelten auch Schotten und vor allem Iren auf dem neuen Kontinent.

Nachdem die englischen Siedler noch größtenteils dem Rum erlegen waren, wollten die Iren und Schotten, die den Weg über den Ozean genommen hatten, auf ihr geliebtes Wasser des Lebens nicht verzichten. Gelandet waren sie zunächst an den Küsten im Osten, in Pennsylvania und Virginia. Doch bald schon führten sie ihre Wagenkolonnen tiefer in den Westen hinein. In den neuen Staaten Kentucky und Tennessee, die Namen werden dem Liebhaber amerikanischer Whisky-Sorten schon den Gaumen feucht werden lassen, ließen sie sich nieder. Doch Rum und Co. waren nicht ihr Ding, so begannen sie nicht nur ihre Speisen zuzubereiten, sondern auch die Kehlen sollten mit dem Geschmack der alten Heimat verwöhnt werden. Whisky bzw. Whiskey musste gebrannt werden. Und die weiten Landschaften in den neuen Staaten im Osten und im Innern von Amerika boten auch die Grundlagen dafür.

Die Entwicklung der Besonderheiten des American Whiskey

Vor allem in den Gegenden, in denen die Schotten und Iren sich ansiedelten, fanden sie beste Voraussetzungen für eine florierende Landwirtschaft, und somit auch für das Brennen ihres Lieblingsgetränks vor. Klares frisches Wasser war in Hülle und Fülle vorhanden, weite Felder luden zum Anbau von Getreide ein. Torf fanden die Siedler nicht, dafür aber ausgeprägte Wälder mit scheinbar unendlichen Holzvorräten. So mussten sie auf den torfigen Rauchgeschmack des Whiskys in der neuen Heimat verzichten.

Aber noch etwas trug dazu bei, dass sie die traditionellen Rezepte des Irish Whisky und des Scotch nicht umsetzen konnten. Bald schon mussten sie feststellen, dass die Gerste auf der fruchtbaren Erde nicht so richtig gut gedieh. Spitzfindig, wie die Irish-Scotch aber waren, schauten sie auf die Ureinwohner, die schon seit Jahrtausenden auf den Mais als grundlegendes Getreide setzten. Dieser wuchs gar prächtig, und auch der Roggen, den man schon in der Heimat manches Mal für einen Grain-Whisky benutzte, wuchs stattlich heran. Kurzerhand wurde das goldene Wasser des Lebens aus diesen Getreidesorten gebrannt und nur noch kleine Teile Gerste beigemischt. Nach und nach kristallisierten sich neue Whiskys heraus, die noch heute den Geschmack des amerikanischen Whiskeys bestimmen.

Vor allem Rye-Whisky, also Whisky aus einem sehr großen Bestandteil oder ausschließlich Roggen, entwickelte sich zum Favoriten. Nicht nur, dass er ein gefälliger Begleiter in allen Lebenslagen war, sondern auch als Tauschgut für andere Waren war er perfekt. Heutzutage findet man Rye-Whiskey nicht mehr all zu häufig. Er wurde später vom Bourbon, dem Aushängeschild Amerikas, verdrängt.

Whiskey und der Unabhängigkeitskrieg in den USA

Das neue Getränk, welches die fleißigen Schotten und Iren unter die Leute, und vor allem unter die Soldaten und Händler brachten, wurde schnell sehr beliebt. Schon ehe der Unabhängigkeitskrieg begann, überlegte daher schon die amerikanische Regierung, wie man daraus Geld machen konnte. Die neuen Einwohner fühlten sich schon jetzt an ihre alte Heimat erinnert, in der sie die Zeit der großen Steuern auf die Rohstoffe des Whiskys und des Destillats an sich, schon einmal mitgemacht hatten (mehr dazu in unseren Beiträgen zur Geschichte des irischen und zur Geschichte des schottischen Whiskys). Kein Wunder, dass schon ehe die Steuern überhaupt eingeführt wurden, der Widerstand wuchs. Nach der Einführung der Alkoholsteuer zur Finanzierung des Krieges im Jahr 1871 durch George Washington gipfelte das Aufbegehren dagegen im Jahr 1874 in der Whisky-Rebellion. 12.000 Soldaten waren nötig, um die aufgebrachte Menge niederzuhalten.

George Washington, der die Steuer einführte, wusste genau, was er herauspressen konnte, denn er war selbst Whisky-Brenner. Doch er übertrieb es. Nicht nur, dass die Aufstände immer mehr wurden, die Brenner wanderten auch ab und flohen vor den hohen Steuern und deren Eintreibern. Beliebt waren Kentucky und Tennessee, was diesen Staaten einen ungemeinen Aufschwung als Whisky-Regionen in den USA bescherte. In dieser angespannten Zeit entstanden noch heute bekannte Brennereien wie Jim Beam, Marker’s Mark und Brown Forman.

Die Geburt des amerikanischen Bourbon

Nach dem Unabhängigkeitskrieg sollten zwei Bücher die weitere Entwicklung des amerikanischen Whiskeys bedeutend prägen. Zum einen beschrieb der Brennmeister Harrison Hall in seinem Werk „The Distiller“ die Vorteile der Verwendung von mehreren Getreidesorten im Whisky. Er schrieb auch schon einige Keynotes nieder, wie, dass man am besten den Roggenanteil unter 25 Prozent halten und das Destillat in Holzfässern aus weißer Eiche lagern solle. Zum anderen brachte Anthony Boucherine mit seinem Wälzer „The Art of Making Whisky“ quasi ein Lehrbuch für die Whisky-Herstellung heraus. In diesem Buch finden sich konkrete Beschreibungen für Zutaten und Vorgehensweisen beim Whisky-Brennen.

Wie aber kam es nun zum Bourbon, und warum heißt der bekannteste amerikanische Whiskey so? Der Name Bourbon führt uns zu den Franzosen. Nach den Bourbonen, dem Haus der französischen Königsfamilie der Zeit zwischen 1579-1792, wurde nach dem Sieg im Krieg gegen die Engländer den Franzosen zu Ehren ein County in Kentucky benannt. Nun kam es dazu, dass gerade hier später reichlich Whisky gebrannt und auch exportiert wurde. Um sich von den anderen Herstellern und Regionen abzugrenzen, kennzeichnete man die Fässer mit dem Aufdruck Bourbon. Dieser Namenszusatz bürgerte sich nach und nach ein und wurde zur Marke. 1821 gab es die erste Werbung für einen Bourbon Whisky, wie man ihn nun gemeinhin als Sorte nannte. Übrigens geht das Gerücht, dass der Whisky aus dem County Bourbon nur deshalb so gut war, weil er durch den langen Exportweg in den Fässern genug Zeit hatte zu reifen. 

Die Zeit der Prohibition in Amerika

Wie schon im Europa einige Jahrzehnte zuvor, wurde der Whisky in Amerika immer beliebter. Man trank ihn gern, man trank ihn viel. Zu viel, wie genauso wie in Irland und Schottland auch die Prohibitionsbewegung in den USA dachte. Im Gegensatz zu Irland und vor allem Schottland, wo die Abstinenzbewegung nicht so einen durchschlagenden Erfolg hatte, kam es in Amerika zu einer langen Pause des Alkoholgenusses. Ab dem 17. Januar 1920 bis 1933 herrschte die Prohibition in Amerika. Dass die Bewohner dadurch nicht auf Dauer, und auch in dieser Zeit, nicht zu fanatischen Abstinenzlern wurden, ist bekannt. Ganz im Gegenteil.

Zwar wurden bis auf sechs Brennereien, die Alkohol zu medizinischen Zwecken herstellen durften, alle Destillen geschlossen. Whisky allerdings gab es weiterhin. Der Schwarzhandel blühte. Vor allem die Schotten waren emsig dabei, Whisky über die krudesten Schleichwege nach Amerika zu bringen. Während die frommen Iren nicht oder kaum schmuggelten, machten die Schotten über den Weg über Kanada ein Riesengeschäft. Nicht nur, dass sie fleißig schwarz exportierten, ihr Whisky wurde auch sehr bekannt und bald zum bevorzugten Brand in den USA. 

Zwei weitere noch heute spürbare Ergebnisse hatte dieses schwarze Geschäft in diesen wenigen Jahren. Die Iren mussten den Niedergang ihres Whiskeys miterleben, denn sie waren gottesfürchtig und bei weitem nicht so emsig im illegalen Geschäft. Die Kanadier hingegen belieferten die USA mit dem beliebten Rye Whisky und machten sich so einen Namen als Whisky-Produzent. 

Whiskey aus den USA – der Weg zurück nach Europa

Was einstmals aus Europa nach Amerika gebracht wurde, kam dann im Zweiten Weltkrieg und vor allem in den Jahren danach in verändertem Zustand wieder zurück nach Europa. Man trank in Europa bis dahin bevorzugt irischen Whiskey und vor allem den Scotch, der sich rasant durchsetzte. Auch kanadischer Whisky wurde regelmäßig in den Salons, auf großen Galas und festen getrunken. Er stand auch auf den Spiel- und Zigarrentischen der ausschweifend Lebenden und Feiernden Europäer zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Amerikanischen Whiskey kannte man nicht, oder wollte ihn nicht kennen. 

Das änderte sich, als die US-Streitkräfte mit ihren 1/2 Gallonen Flaschen in Europa ankamen. Schon während des Krieges benutzten sie den Whiskey zum Handel und Tausch. Danach besserten sich die stationierten US-Soldaten ihren Sold mit dem Verkauf des Whiskeys von Übersee auf. Den richtigen Kick gab dann die strategisch ausgeklügelte Marktpositionierung des amerikanischen Whiskeys. Mit Werbekampagnen, die den freien, selbstbewussten amerikanischen Mann als Whiskytrinker propagierten, schaffte es der American Whiskey nicht nur in die Kehlen, sondern auch in die Herzen und Köpfe der Menschen. Vergleichbar sind die Kampagnen von Jim Beam oder auch Jack Daniels mit anderen Produkten aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Man denke nur an Zigaretten, Cola oder Fast Food. 

Eine Anekdote zum Schluss

Das war sie, die Geschichte des amerikanischen Whiskys. einmal von Europa und zurück. Doch eine Frage bleibt noch offen: Warum wird amerikanischer Whiskey in großen Teilen mit dem zusätzlichen „e“ geschrieben? Dies geht auf die irische Whiskey-Tradition in Amerika zurück. Die Iren grenzten sich mit der Schreibweise früher, und auch heute noch, von den alles überschwemmenden schottischen Whiskys ab. Zu Zeiten der Prohibition gab es nur selten einen Irish Whisky, da die Iren sich am Schwarzhandel nicht so stark beteiligten. Hatte man einen solchen ergattert, erkannte man ihn an dem „e“. In der Annahme, dass das „e“ für excellent stand, behielt man in weiten Teilen Amerikas diese Schreibweise auch für die eigenen Whiskys bei. Ob’s stimmt? Man weiß es nicht so genau. 


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