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Eine kurze Geschichte…des irischen Whiskeys

Irland - Klippen von Moher im Sonnenuntergang.

Wer den Whisky erfunden hat, ist noch heute ein zentraler Streitpunkt zwischen Iren und Schotten. Unbestritten ist aber, dass das gälische uisce beatha (gesprochen usquebaugh), das Wasser des Lebens, zuerst in irischen Klöstern gebrannt wurde. Der heilige Schutzpatron und Missionar St. Patrick hat das Wissen um die Destillation nach Irland gebracht. Ursprünglich nur zum Zwecke der Medizin und des Parfüms gedacht, bemerkte man bald, dass man dieses destillierte alkoholische Wasser auch trinken konnte und verfeinerte über viele Jahre die Rezepturen, Verfahren und die Reifeprozesse.

Warum nun die Schotten auch für sich beanspruchen, die Erfinder des Whiskys zu sein, ist schnell erklärt. St. Patrick, der heilige Schutzpatron der Iren, dem noch heute in langen Festzügen und ausufernden Feiern gedacht wird, wurde einst in Dumberbarton geboren, und dieses Städtchen liegt in Schottland. Die Wiege des Überbringers des flüssigen Goldes stand also in Schottland. Doch das eigentliche flüssige Gold erfanden die Iren in vielen Jahren Arbeit und unzähligen Tests am eigenen Gaumen.

Blickt man auf die Geschichte des irischen Whiskeys, kann man diese in drei Epochen unterteilen: den Aufstieg des Irish Whisky, den Niedergang und das neue Aufstreben.

Die Anfänge des Irish Whiskey

Der Beginn des Aufstiegs des irischen Whiskys liegt viel weiter in der Vergangenheit als der schottische Anfang der Whisky-Brennerei. Die Bauern brannten und genossen so fleißig, dass die irische Regierung schon im Jahr 1556 erstmals auf die schweren gesundheitlichen Folgen des Alkoholkonsums hingewiesen hatte. Nachdem auch eine spätere Warnung im Jahr 1620 nicht fruchtete, wurde 1661 eine extrem hohe Alkoholsteuer eingeführt. Die Folge war nicht weniger Whisky-Genuss, sondern ein regelrechter Boom der Schwarzbrennerei.

In den 1822er Jahren begann man dann die Whisky-Produktion im großen Stil zu legalisieren. Doch auch schon davor, gab es vereinzelte Lizenzen für einige Destillen. So finden Sie auf den bekannten Bushmills-Whiskey-Etiketten die Jahreszahl 1608. Die Gegend rund um Bushmills bekam schon in diesem Jahr die Lizenz vom König von England und Schottland, Jakob dem Ersten, eine Lizenz zum Brennen des goldenen Getränks, die weltweit erste übrigens. Noch heute streitet sich Bushmills mit Kilbeggan, wer wirklich als erste Destillerie die Erlaubnis bekam. Denn die eigentliche Bushmills-Distillery wurde erst 1784 eröffnet, viele Jahre nach Kilbeggan, deren Stills bereits im Jahr 1757 ihre Arbeit aufnahmen.

Der Aufstieg des irischen Whiskeys

Nach der Legalisierung wurde der irische Whisky, damals noch ohne „e“, immer beliebter. Das lag vor allem daran, dass er wegen seiner ungemälzten Gerste sehr leicht und gefällig zu trinken war. Selbst die Schotten tranken den irischen Whisky gern.

In den Hochzeiten des irischen Whiskeys zum Ende des 19. und zum Beginn des 20. Jahrhunderts, produzierten die großen Marken wie Jameson, George Roe oder auch John Power mehr als 20 Millionen Liter jährlich. Im Vergleich dazu liegt die heutige Jahresproduktion beim Marktführer bei nicht einmal einer halben Million Litern.

Der Niedergang der irischen Whiskey-Brennereien

Was war passiert zwischen dem Beginn des 20. und dem Beginn des 21. Jahrhunderts, dass die irische Whisky-Produktion und die Anzahl der Brennereien so arg zu Boden ging? Gleich mehrere Gründe können dafür gefunden werden.

Zum einen lag es an der Temperenzbewegung, die in Irland sehr stark war. Unter der charismatischen Führung von Father Metthwes mahnte die Bewegung die streng gläubigen Katholiken zum Verzicht.

Hinzu kam der Aufstieg von Blended Whisky, dem die Iren zunächst nicht viel abgewinnen konnten. Obwohl die Grundlage für die Blends, der Grain Whisky, durch den Iren Aeneas Coffey und seine Erfindung des neuen, schnelleren Destillationsverfahrens möglich wurde, waren es doch die Schotten, die mit dem Scotch Blend Whisky den Siegeszug antraten.

Dann spürten die Iren weitaus stärker als die Schotten die amerikanische Prohibition, die einen unglaublichen Absatzeinbruch mit sich brachte. Während die Schotten trotzdem fleißig ihren Whisky nach Amerika schmuggelten, blieben die streng gläubigen Iren ehrlich und die Märkte brachen zusammen. Das war aber bei Weitem noch nicht das Schlimmste.

Die Prohibition dauerte 14 Jahre, der Ruf des irischen Whiskeys in Amerika allerdings war für ein ganzes Jahrhundert ruiniert. Betrüger und Schurken produzierten die schlimmsten Brände und verkauften ihn in den USA als irischen Whiskey – denn die Amerikaner tranken diesen einfach zu gern. Da die Fälschungen im Prinzip nicht trinkbar waren, verloren die irischen Originale ihre Reputation.

Das Handelsembargo gegen Irland im Jahre 1926 innerhalb des Commonwealth, durch welches die Iren nicht mehr nach Australien und Neuseeland liefern durften, gab dem an für sich hervorragenden irischen Whiskey dann den Rest.

Die Renaissance des Irischen Whiskeys

Nachdem sich die irischen Whiskey-Brennereien nach dem Zweiten Weltkrieg noch gegenseitig das sowieso schon schwere Leben noch schwerer machten, ist heute eine Renaissance und ein neuer Aufstieg des Goldes der grünen Insel zu beobachten.

In den 1980er Jahren war keine einzige der verbliebenen drei irischen Whiskey-Destillen mehr in irischer Hand. Der Konzern Pernod Ricard hatte alles aufgekauft. Das hatte den Vorteil, dass dadurch neue Absatzmärkte erschlossen wurden. Einer der ersten Iren, der die Whiskey-Produktion wieder in die eigene Hand nahm, war Teeling mit der Gründung der Brennerei Cooley im Jahr 1989. Später nahm er Kilbeggan wieder in Betrieb. Seitdem geht es mit dem irischen Whisky wieder bergauf. Mehr und mehr Brennereien erleben eine Renaissance, werden wiedereröffnet oder neu gebaut.


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