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Berühmte Frauen der Whiskygeschichte

Whisky-Fässer einer alten, schottischen Brennerei.

Whisky ist eine Männerwelt. Dieses Gerücht hält sich wacker. Doch es ist eben nur ein Gerücht, ein Märchen, wie die Geschichte des Whiskys zeigt. Es gibt und gab sie nämlich: die Frauen, die Whisky trinken, die Frauen, die Whiskydestillerien gründeten und mitgründeten, die Frauen, die Brennereien vor dem Untergang bewahrten. Frauen, die dem Whisky ein Gesicht geben und Frauen, die Whisky als Master Blender und Master Distiller produzieren. Sechs kleine Geschichten sollen die berühmtesten unter diesen Frauen vorstellen.

Helen Cumming – Die Gründerin von Cardhu

Die erste unserer Geschichten z berühmten Frauen in der Whisky-Geschichte beginnt im 19. Jahrhundert in Schottland. Hier lebte das Ehepaar John und Helen Cumming und brannte in der Cardhu-Destillerie (damals noch Cardow) fleißig Whisky, Eigentlich war es nur Helen, die sich dem Geschäft und dem goldenen Wasser des Lebens widmete, John fiel eher dadurch auf, dass er vor dem Erwerb einer Lizenz im Jahr 1824, schon drei Mal wegen Schwarzbrennens verurteilt wurde. Helen nahm die Zügel in die Hand, brannte selbst auch noch schwarz weiter. Sie warnte die Mitarbeitenden, wenn die Prüfer kamen mit einer roten Fahne und schenkte ihnen Tee aus. Ganz die sympathische und ordentliche Ehefrau! Dabei stand sie an den Pot Stills und brachte die Whisky-Blasen, damals waren es noch keine Flaschen, unter ihren Röcken an die Trinklaunigen.

Auch als John Lewis im Jahr 1846 verstarb und die Destille offiziell an seinen Sohn Lewis ging, führte Helen die Helen die Geschäfte und die Produktion. Als Lewis dann ebenfalls starb, übernahm seine Frau Elisabeth die Brennerei. Gemeinsam mit Helen, die steinalt wurde, leitete die die Brennerei. Das Geschäft in Frauenhand lief so gut, dass sogar Land gekauft werden und eine neue Brennerei an den Cardhu-Wasserquellen gebaut werden konnte. Ehe Elisabeth dann starb, sicherte sie das Erbe und den Fortbestand der heute noch existierenden Cardhu-Destillerie, Sie übergab sie in die Hände von John Walker & Sons, die die Brennerei sicher durch die nachfolgende Krisenzeit brachte.

Bessie Williamson – Die Besitzerin von Laphroaig

Bessie Williamson ist die zweite unserer berühmten Frauen in der Whisky-Geschichte. Sie ist die einzige Frau, die im 20. Jahrhundert eine Whisky-Brennerei leitete und besaß. Dabei begann ihre Reise in die Whisky-Geschichte mit einer einem kleinen Sommerurlaub mit einer Freundin im Jahr 1934 auf Islay. In diesem Sommerurlaub wollte sich Bessie etwas dazuverdienen und bewarb sich als Stenotypistin in der Whiskybrennerei Laphroaig. Was als Urlaub begann, sollte zu einem ungeheuren Aufstieg der kleinen Beamtentochter werden.

Bessie Williamson blieb in der Brennerei und arbeitet sich schnell hoch. Nach der Büroleitung kamen immer mehr Managementaufgaben hinzu. 1938 erlitt der Besitzer von Laphroaig Ian Hunter einen Schlaganfall. Bessie übernahm mehr und mehr die Leitungsaufgaben in der Brennerei. Hunter starb im Jahr 1954 und hinterließ Bessie die Brennereil, 5000 Pfund und die kleine Insel Texa. So begann Bessie nun als Eigentümerin der Laphroaig-Brennerei die Produktion auszubauen. Das Geschäft lief gut und modernere Anlagen mussten her. Dafür verkaufte sie an das amerikanische Unternehmen Long John Distillers. Die Leitung blieb bei ihr und es gelang ihr, das Geschäft auch durch schwierige Zeiten zu führen. Auf der kleinen Insel ist Bessie noch immer in bester Erinnerung. Sie versorgte die Männer mit Arbeit, sie bewahrte den guten Ruf von Laphroaig und war doch nur eine einfache Beamtentochter, die aus einem Sommerjob eine erfolgreiche Whisky-Geschichte machte.

Rita Taketsuru – Die Mutter des japanischen Whiskys

Masataka Taketsuru teilt sich mit ShinjiroTorii den Titel als Wegbereiter des japanischen Whiskys. Suntory und Nikka sind die berühmten Namen der Konzerne, die aus dem zunächst gemeinsamen, dann getrennten Weg der beiden japanischen Whisky-Pioniere entstanden. Entscheidenden Anteil an der Erfolgsgeschichte hat Masataka Taketsuru, oder vielmehr dessen Frau. Als Taketsuru nämlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Schottland ging, um Chemie zu studieren und die Geheimnisse des Whisky-Brennens gleich mitzuentschlüsseln, verliebte er sich nicht nur in das Land und den Whisky, sondern auch in seine zukünftige Ehefrau, die Schottin Jessie Roberta Cowan.

Die Japaner nennen Jessi liebevoll Rita, die Mutter des japanischen Whiskys, Das liegt nicht nur daran, dass die zunächst skeptisch begutachtete Schottin, sich den Weg in die Herzen der Japaner bahnte, sondern vor allem an ihrem Engagement im Aufbau des Whisky-Imperiums Nikka. Rita unterstützte ihren Mann 40 Jahre lang bei all seinen Versuchen, beim Bau neuer Destillerien, beim Ausprobieren neuer Methoden und Rezepte. Sie hatte nicht nur Whisky, sondern auch eine reichliche Portion Geschäftssinn im Blut. Sie unterstützte Taketsuru moralisch, aber auch finanziell, beriet ihn in Krisenzeiten wie in Hochzeiten. Rita ist noch heute so beliebt, dass es sogar eine Fernsehserie über ihr Leben und einen Manga über sie gibt.

Margie Samuels – Die Frau hinter Marker’s Mark

Doch nicht nur in Schottland und Japan schrieben Frauen Whisky-Geschichte, auch in Amerika gibt es einen berühmten Frauennamen. Die Rede ist von Margie Samuels, der Ehegattin von Bill Samuels Junior. Beide stecken hinter der Marke Maker’s Mark. Bill Samuels Senior hatte sich nach der Prohibition und dem Zweiten Weltkrieg das Ziel gesetzt, endlich wieder Whisky zu brennen. Er besaß noch ein altes Familienrezept, wollte dieses verfeinern und setzte gleich bei seinem ersten Versuch den Brand in Brand. Das hielt ihn aber nicht davon ab, weiter zu experimentieren, bis er dann eines Tages einen Kentucky Whisky aus dem Fass ließ, der wirklich gut schmeckte. Bill ersetzte den Roggen durch Winterweizen, weshalb der neu erfundene Familienwhisky viel weicher und runder schmeckte. Kein Vergleich zum alten Rachenkratzer!

Einen Namen hatte der Whisky noch nicht, und auch keine Flasche, kein Etikett, keinen Verschluss. Da kommt Bills Ehefrau Margie ins Spiel, denn sie ist nicht nur auf dem Papier Mitbegründerin und Besitzerin der Brennerei. Margie gab dem Maker’s Mark ein Gesicht. Sie ist die Frau hinter dem Design der Flasche und des Etiketts, das rote Wachssiegel, welches sie in den ersten Jahren höchstpersönlich auf die Flasche brachte, und gab dem Whisky auch seinen Namen. Margie Samuels war auch die erste Frau in Kentucky, die überhaupt in einer Brennerei arbeitete.

Rachel Barrie – Der erste weibliche Master Blender

Eine weitere „erste Frau“ in der Whisky-Produktion findet man in der schottischen Brennerei Glenmorangie. Rachel Barrie studierte Chemie und entdeckte ihre Liebe zum Whisky als sie sich durch große Single-Malt-Sammlung ihres Vaters kostete. Nachdem sie erst an der Universität Edinburgh als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Scotch Whisky Research Institute gearbeitet hatte, wechselte sie im Jahr 2003 in die Produktion. Sie wurde Master Blender bei Glenmorangie und verwaltete auch die Lagerbestände der Scotch Malt Whisky Society. Dann wechselte sie zu Bowmore Distillers. Im Jahr 2017 führte sie ihr Weg zu BenRiach. Rachel Barrie hat an vielen Scotch Whiskys gearbeitet und ihnen ihren Geschmack gegeben, und tut es auch heute noch. So einige Glenmorangie, Bowmore, Auchentoshan, Glen Garioch, Glengaussaugh, Laphroaig und Ardmore verdanken ihren Geschmack der Erfahrung, der Zunge und der feinen Nase von Rachel.

2018 bekam sie die Ehrendoktorwürde der Universität Edinburgh und wurde in die Whisky Hall of Fame aufgenommen. Und dann kam noch eine ganz besondere Auszeichnung dazu. Barrie wurde zur „Hüterin des Quaichs“ ernannt. Das ist eine der renommiertesten Auszeichnungen in der Branche, die von der Gesellschaft „The Keepers of the Quaich“ vergeben wird. Die Organisation wurde von der schottischen Whisky-Industrie ins Leben gerufen, um herausragende Leistungen bei der Förderung und Herstellung des berühmten uisge beatha zu ehren.

Wenn Sie nicht genau wissen, was ein Quaich ist, dann lesen Sie doch am besten unseren Blogbeitrag „Am Anfang war der Quaich- Eine Whiskyglas-Geschichte.

Birgitta Schulze van Loon – Die Gründerin der Brennerei van Loon

Der Abschluss unserer Reise mit berühmten Frauen in der Whisky-Geschichte führt uns ins 21. Jahrhundert und nach Deutschland. Brigitta Schulze van Loon eröffnete im Jahr 2011 eine Whisky-Brennerei in der Hansestadt Bremen. Die Brennerei allerdings heißt nicht van Loon, das ist nur die Whiskymarke, die sie ihrem Mann gewidmet hat. Unter ihrem Mädchennamen Birgitta Rust: Piekfeine Brände führt sie die gläserne Manufaktur.

Unter Birgittas Leitung entsteht nicht nur Whisky, sondern auch Fruchtbrände, Liköre und Bierbrände, ganz in der typischen deutschen Schnapsbrenner-Tradition, auf der die Geschichte des deutschen Whiskys fußt. Zwei „First Hanseatic Single Malt“ kommen derzeit aus der Destillerie von Birgitta. Doch dabei wird es ganz sicher nicht bleiben.

Frauen schreiben Whisky-Geschichte – gestern und heute

Damit ist unsere weibliche Reise durch die Geschichte des Whiskys auch schon zu Ende. Das heißt nicht, dass wir auch allen Frauen, die mit dem Whisky verbunden sind, einen Platz gewährt haben. Das wären dann auch ein paar zu wenig. Helen Cumming war sicher nicht die einzige Frau, die in den Anfängen des schottischen und übrigens auch des irischen Whiskys, die Geschicke einer Brennerei in der Hand hatte. Rachel Barrie mag die erste, aber nicht die einzige Master Blenderin sein und auf Brigitta Schulze van Loon folgen ganz sicher noch viele weitere Frauen, die den Schritt der Gründung einer Destillerie, in der Whisky, oder auch Whisky produziert wird, wagen.

Erfolgreiche Frauen in der Whisky-Geschichte gibt es viele, nur von den wenigsten kennt man die Namen. Etwas, was sich mit unseren modernen Medien gerade auch ändert. Die Namen der Frauen sind nicht mehr verschollen in Geschichtsbüchern, sondern Frauen wie zum Beispiel auch Ethel Greig Robertson sind heute in der Branche bekannt und anerkannt. Robertson machte aus den Unternehmen ihres Vaters (Clyde Bonding Company, Robertson and Baxter – Broker and Blender, Highland Distillers, eine große Holdinggesellschaft und verteidigte diese gegen vielfältige Versuche der Übernahme durch den Konzern Seagram. Die Edrington Group besitzt heute unter anderem die Brennereien Macallan, Highland Park und Glenrothes. Sie sehen, die Reise der Frauen in der Whisky-Welt hat gerade erst begonnen.


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