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Poitin – der ursprüngliche Spirit von Irland

Aufgehender Mond über Slieve Donard.
Aufgehender Mond über Slieve Donard.

Whisky oder Whiskey ist in aller Munde. Seit einigen Jahrzehnten hat das Goldene Wasser des Lebens aus Schottland und Irland die Welt erobert. Die Bars schenken mittlerweile mehr als die amerikanischen Bourbons aus der Glanzzeit der US-Filme aus, mehr und mehr junge Leute entdecken die vielfältige Welt des Whiskys, besuchen Seminare, nehmen an Whisky-Tastings teil und stocken ihre Hausbar auf. Whisky ist nicht mehr der Drink versnobter alter Herren, die zigarrenpaffend über die Welt philosophieren. Whisky ist in! Ok, das wissen wir alles, denken Sie sich vielleicht, und wollen in unserem Blog ja etwas Neues erfahren und keine Loblieder lesen. Dann haben wir etwas für Sie. Wissen Sie denn, was Poitin ist? Nein, dann lesen Sie unbedingt weiter, denn wir erzählen Ihnen die Geschichte des ursprünglichen Geistes von Irland – dem Poitin.

Poitin – die einzigartige Spirituose aus Irland

Poitin ist eine einzigartige irische Spirituose. Sie ist tief in der irischen Gesellschaft und Kultur verwurzelt. Außerhalb Irlands hatte man von Poitin bisher kaum etwas gehört. Nur einzelne wahre Kenner der Whiskykultur wussten mit dem Begriff etwas anzufangen. In den letzten Jahren aber, tauchte der irische klare Brand immer mal wieder in den Spirituosenregalen ausgesuchter (Online)-Shops auf. Der Name Poitin, auch Potcheen oder Poteen, kommt aus dem irischen Sprachgebrauch. Wahrscheinlich stammt er vom Wort für Topf ab. In kleinen Töpfen wurde vor Hunderten von Jahren schwarz gebrannt. Das Ganze ist ein Hinweis auf den Ursprung des Poitin, dem verbotenen Brand, den die Iren so liebten. 

In Amerika nennen die Potcheen-Liebhaber den Schnaps auch Moonshine. Auch dieser Begriff geht auf den Schwarzgebrannten zurück, der während der Prohibition in den USA in der Nacht nur beim kargen Licht des Mondes illegal gehandelt wurde. Poitin wird zwar oft als Vorläufer des Whiskys bezeichnet, aber eigentlich ist es eben einfach ein schwarzgebranntes Destillat aus Gerste, welches die Iren mit Vorliebe brannten und tranken. Schon seit 600 Jahren soll dieser Gerstenbrand destilliert werden. Und ja, Whiskey ist auch ein Gerstenbrand, nur lagert er noch in Holzfässern und nimmt weitere Aromen auf. Insofern sind die Behauptungen, dass der Poteen ein Vorläufer des irischen Whiskeys ist, nicht ganz so falsch. 

So schmeckt Poitin

Wie schmeckt Poitin denn nun überhaupt? Die Frage ist nicht ganz so einfach zu beantworten, denn dieser richtet sich ganz nach den Rohstoffen, die verwendet werden, dem Verfahren der Herstellung und der Methode der Destillation. Grundsätzlich aber trägt ein Poteen immer reichlich getreidige Aromen in sich, die mit hellen Fruchtnoten kombiniert sind. Viele Poitin schmecken nach Zitrus, manche haben süße Noten und andere wiederum zeichnen sich durch besonders viele Kräuter- und Grasaromen aus. 

So wird Poitin hergestellt

Grundlage für einen Poitin ist in den meisten Fällen gemälzte Gerste. Aber manches Mal bilden und bildeten aber auch Kartoffeln oder Zuckerrüben die Basis für den Poitin. Dann ist er recht nah am Wodka. Festgelegt ist hier nichts, aber die Iren schwören natürlich auf ihre Gerste. Wie schon zu Zeiten der Illegalität wird Poitin sehr gern in besonders kleinen Pot Stills gebrannt. Dafür wird zuerst die Getreidemaische vergoren und dann destilliert. Dieses klare Destillat kommt gleich in die Flaschen. Eine Lagerung und Reifung im Fass erfolgen nicht. Jedoch spendieren manche Brennereien auch dem Poitin mittlerweile einen kurzen Aufenthalt im Holzfass. Der Alkoholgehalt des Destillats variiert stark. Zwischen 40 und 90 Volumenprozent ist hier alles möglich. 

Wie der Poitin in Vergessenheit geriet

Poitin wurde in Irland viel gebrannt, Auch und vor allem dann noch als es ab dem Jahr 1556 nur noch mit Lizenz erlaubt war, Schnaps zu brennen. Da die Kontrolleure des englischen Parlaments und der Steuerbehörden im Prinzip kaum über die Grenzen des Umlandes von Dublin hinauskamen, konnte die Schwarzbrennerei so richtig florieren. Illegale Brennereien sprossen aus dem Boden und man sagt, es wären über 2000 zum Ende des 18. Jahrhunderts gewesen. Viele stellten auch noch Poitin her, dabei war der lange schon verboten. Das Verbot von Poitin kam mit dem ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1661 als enorm hohe Steuern auf Whisky (damals noch ohne „e“) erhoben wurden. Das trieb viele in die Illegalität und sorgte gleichzeitig dafür, dass der Whisky legal und der Poitin illegal wurde. Zwar konnten sich spätestens ab 1771 als auch noch verdammt hohe Steuern auf gemälzte Gerste erhoben wurden, auch viele legale Whisky-Brennereien nicht mehr halten, aber Poitin war und blieb illegal. 

Wie der Poitin wieder ans Licht kam

Erst im Jahr 1997 hob das irische Parlament das Verbot von Poitin wieder auf. In Nordirland sind der Konsum und auch die Produktion aber weiterhin illegal.  Vorher konnten die Brennereien den irischen Poitin zwar schon exportieren, aber im Land durfte er nicht getrunken werden. Das nutzte den Brennereien freilich nicht viel, kannte doch den Potcheen fast niemand außerhalb der Grünen Insel. Die Aufhebung des Trinkverbots fiel in eine Zeit, in der nach vielen schlechten Jahren und Erfahrungen die irische Whisky-Industrie langsam wieder begann, sich aufzurappeln. Da man nun auch im eigenen Land wieder Poitin vertreiben konnte, besannen sich einige irische Brennereien, darunter Teeling, Glendalough und Micil, wieder auf das ganz alte irische Wasser des Lebens. Heute kommt er mit 40 bis 45 Volumenprozent in die Flasche, was den Poitin weicher und eleganter als die Rachenputzer vergangener Jahrhunderte macht. 

Unsere Poitin-Empfehlungen

Es gibt noch nicht sehr viele Poitin auf dem deutschen Markt. Wenn man aber ein bisschen sucht, dann findet man den ein oder anderen sehr schmackhaften Gerstenbrand aus namhaften irischen Brennereien. Vor allem Glendalough und Teeling sind hier Vorreiter. Glendalough hat sogar einen Sherry Finish-Poitin im Angebot. Auch die Poitin von Tipperary, Cooley oder John O’ Connell’s Small Batch Poitin mit satten 72 Volumenprozent Alkoholgehalt sind empfehlenswert. Poitin trinkt man pur, aber heutzutage ist er vor allem als Zutat für Mixgetränke und Cocktails sehr beliebt. Ein bekannter Whisky-Cocktail mit Poitin ist zum Beispiel der White Boulevardier.

In diesem Sinne wünschen wir viel Spaß beim Probieren.

Slàinte Mhath!


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