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Am Anfang war der Quaich – eine Whiskyglas-Geschichte

Mann portioniert Whisky-in schottischem Quaich für Zeremonie.

Whisky gehört zu den beliebtesten Spirituosen in den Gläsern der Genießer. Viele Jahre lagern und reifen die goldenen Brände in verschiedenen Hölzern, um ihre ganz besonderen Aromen zu entwickeln. Wer den allerersten Whisky gebrannt hat, ist eine nie endende Streitfrage zwischen Irland und Schottland. Woraus aber der allererste Whisky getrunken wurde, ist bekannt. Auch hier spielt Holz eine große Rolle, denn Gläser, wie wir sie kennen, gab es damals noch nicht. Kommen Sie mit uns auf eine Reise durch die Geschichte des Whiskyglases – vom Quaich bis zum Glencairn-Glas.

Die Geschichte des Whisky-Glases – am Anfang war ein Holzbecher

Irische Mönche brannten schon im 12. Jahrhundert Alkohol, den sie aber zunächst wie die Araber, von denen sie die Kunst der Destillation erlernten, nur zu medizinischen Zwecken verwendeten. Doch schon im 12. Jahrhundert berichteten Soldaten des Königs Henry des Zweiten von einem Getränk in Irland, welches sie zwar trinken, aber nicht aussprechen konnten, das uisge beathe – das Wasser des Lebens. Kurzerhand nannten sie es so ähnlich, nämlich Whisky. Spätestens im 16. Jahrhundert ist die Existenz dieses Wassers des Lebens, wie der Name übersetzt heißt, bewiesen. Denn im Jahr 1556 wies die irische Regierung auf die Folgen des übermäßigen Alkoholkonsums hin und begann mit ersten regulierenden Maßnahmen.

Ebenfalls im 16. Jahrhundert beginnt auch die Geschichte des Whiskyglases. Beziehungsweise der Gefäße, aus denen man Whisky trank. Zu dieser Zeit waren es nämlich Holzbecher, aus welchen der goldene Brand die Kehlen hinunterlief. Ein besonderes hölzernes Trinkgefäß war der Quaich, mit dem wir nun wieder zur anderen Seite der Streithähne über das Geburtsland des Whiskys wechseln – nach Schottland.

Der schottische Quaich und seine Variationen

Ein Quaich ist ein flaches Gefäß, also eine Schale, die mit zwei Henkeln versehen ist. Der Name leitet sich vom gälischen Wort cuach ab, was einfach nur Becher bedeutet. Üblicherweise wurde der Quaich aus Holz oder Horn hergestellt und wurden in Schottland spätestens seit dem 16. Jahrhundert fast ausschließlich zum Genuss von Whisky verwendet. Sicherlich gab es den Quaich auch schon eher, nur kann eine Existenz vor dem 16. Jahrhundert nicht durch Funde oder andere Quellen nachgewiesen werden.

Im Laufe der Zeit veränderte sich das hölzerne Trinkgefäß. Zunächst sehr einfach gehalten, setzte man später etwa verschiedene Hölzer ein und erzeugte dadurch teils kunstvolle Muster im Quaich. Die Form wurde nach und nach etwas verändert. Einige Handwerker machten die Quaichs nicht mehr so flach, andere veränderten die Form der Henkel. Ab dem 17. Jahrhundert wurde es Mode die Whisky-Becher mit Einfassungen und Bändern aus Silber zu verzieren. Ebenfalls um diese Zeit herum stellten erste Handwerker auch Quaichs komplett aus Silber oder anderen Metallen her. Sie wurden mit Gravuren verziert, einige wurden sogar so gestaltet, dass sie wie aus Holz gefertigt aussahen.

Schottisches Quaich (isoliert).

Ein Quaich wurde zwar auch von einfachen Bauern genutzt, aber die besonders kunstvoll gefertigten galten als Statussymbol. Zu besonderen Anlässen wie Treffen von Clan-Chefs wurde Whisky im Quaich zu Beginn und zum Abschluss gereicht. Ein „quaichfull“ Whisky war ein gerade genügender Schluck für eine Begrüßung oder Verabschiedung. Später kamen auch Quaichs mit Glasboden in Mode. Durch die Böden hindurch konnte man seine Mittrinker beobachten, was sicherlich bei Treffen von Clan-Führern gar nicht mal so verkehrt war.

19. Jahrhundert – der Tumbler erblickt das Licht der Welt

Im 19. Jahrhundert sollten sich die Trinkgewohnheiten der Schotten ändern. Die flachen breiten Schalen wurden von einem heute noch bekannten Trinkgefäß abgelöst. Die Rede ist vom Tumbler. Dieser wurde aus Glas gefertigt, welches man mittlerweile in Massen herstellen konnte. Der Tumbler war wesentlich kostengünstiger als ein handgefertigter Quaich und zog in den Pubs und Haushalten ein.

Nach dem Erscheinen des Tumblers und der Entdeckung der Möglichkeiten sowie dem Fortschritt in der Glasverarbeitung begann man mehr und mehr Varianten des Trinkglases herzustellen. Hoch, breit, flach, gewölbt, rund, erste leichte Tulpenformen, Gravuren -die Handwerker experimentierten, was das Zeug hielt. Und mit dem Anstieg der Produktion von besonders hochwertigem Single Malt Whisky als der wahre schottische Whisky begann sich auch die Form der Whisky-Gläser wieder zu ändern. Man begann damit, die ultimative Form eines Whisky-Glases finden zu wollen, in der sich die Aromen eines Single Malts am besten entfalten können.

Eine schöne Auswahl an Tumbler-Gläsern haben wir dir hier zusammengestellt.

Das neue Jahrtausend bringt das Glencairn-Glas in die Whisky-Welt

Im Laufe des 20. Jahrhunderts interessierten sich immer mehr Menschen für Single Malt Whisky aus Schottland. So wurden auch mit verschiedenen Arten von Gläsern experimentiert, um das volle Aroma des goldenen Brandes herauszulocken. Denn es ging auf einmal mehr und mehr darum, den Whisky in all seiner Aromenvielfalt bis ins kleinste Detail zu entdecken. Da erging es dem Whisky ähnlich wie dem Wein, das richtige Glas wurde zur Grundlage des Genusses. neben dem Whisky natürlich. Denn was nützt das schönste Glas, wenn der Single Malt einfach nichts taugt?! So entstand auch das heute bekannte tulpenförmige Nosing-Glas auf einem langen Stil.

Einige Glashersteller taten sich bei dieser Suche nach dem perfekten Geschmack besonders hervor. Im Jahr 1992 zum Beispiel stellte Riedel eine Reihe von Gläsern vor. Als Sieger konnte sich ein Glas mit einer einzigartigen Form beweisen. Ein länglicher Glaskörper, auch etwas ähnlich einer sich öffnenden Distel, ragt aus einem kurzem etwas stumpfen Glasstiel hervor. das spezielle Single Malt Glas von Riedel ist heute als Vinum ein sehr beliebtes Gefäß für Whisky.

Das ultimative Trinkgefäß für Whisky – das Glencairn Glas.

Das berühmteste Trinkgefäß für Whisky, neben dem ursprünglichen Quaich natürlich, ist das Glencairn-Glas. Es feierte seine Geburt im Jahr 2001 und ist ein tulpenförmiger Glaskörper auf einem dicken Stumpf. Es wurde vom Direktor der Firma Glencairn Crystal entworfen. Raymond Davidson ließ sich vom Nosing-Glas inspirieren, verbesserte es aber, indem der lange Stiel ersetzt wurde. Heute ist das Glencairn-Glas „The Official Whisky-Glass“ der Scotch Whisky Association.

Eine schöne Auswahl an Glencairn-Gläsern haben wir dir hier zusammengestellt.

Zurück zu den Ursprüngen – der Quaich heute

Auch wenn heute der meiste Whisky aus den eigens entwickelten Gläsern getrunken wird, ist einer immer noch da: der Quaich! Es gibt seit 1988 in Schottland sogar eine international tätige Vereinigung, die sich der Wahrung und der Förderung der schottischen Whisky-Kultur verschrieben hat. Sie heißt Keepers of Quaich. 

Ein Quaich ist perfekt, um seinen Whisky einmal genau so zu genießen, wie es die alten Schotten Anno dazumal taten. Aber auch als besonderes Geschenk für einen Whisky-Liebhaber ist ein Quaich ideal. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Ausführungen. Ganz simpel und in Holz gehalten, oder auch kunstvoll verziert, wobei hier vor allem alte keltische Symbole sehr beliebt sind. Und so endet unsere Reise durch die Geschichte des Whiskyglases und uns bleibt nur noch zu wünschen:

Slàinte Mhath!


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