Der perfekte Whisky
Großer Überblick
100% WhiskygenussWhisky des Monats – der Cardhu Gold Reserve
Im kalten Februar fängt die Sehnsucht nach dem Frühling so richtig an. Die meisten Menschen haben genug von der Kälte und Dunkelheit. Sie sehen sich nach Licht und nach der wärmenden Sonne statt der heißen, trockenen Luft aus der Heizung. Doch noch sind es ein paar Tage hin, dass die ersten Krokusse ihre Köpfe in die Frühlingssonne recken. Gut, dass es perfekte Winter-Whiskys gibt, mit denen man die wintergeplagte Seele streicheln kann. Ein solcher Winter-Whisky, golden in der Farbe, mit fruchtigen Anklängen, weich und warm, ist unser Whisky des Monats Februar. Wir stellen vor: der Cardhu Gold Reserve.
Cardhu – Speyside-Brennerei mit Herz
Die Brennerei Cardhu liegt in der schottischen Whiskyregion Speysdie. Früher hieß sie einmal Cardow, was „Schwarzer Stein“ bedeutet. Der Name soll die fantastische Umgebung, in der sich die Destillerie befindet, einfangen. Gegründet wurde sie im Jahr 1824 von John und Helen Cumming. Doch schon davor brannte John fleißig Whisky, nur eben illegal. Seine Frau war es, die ihn darauf drängte, ein Jahr nach dem Excise Act die Lizenz zum Brennen von Whisky zu kaufen. Daher gibt es zwar schon seit 1811 Whisky von der einstigen kleinen Farm, aber erst seit 1824 eben offiziell. Helen Cumming war die erste Frau, die offiziell eine Whiskybrennerei in Schottland führte. Auch sonst waren die Frauen in der Cardhu Brennerei ziemlich emsig. Mehr dazu gibt es in unserem Beitrag Berühmte Frauen in der Whiskygeschichte.
Im Jahr 1893 übernahmen John Walker & Sons Ltd. die Brennerei Cardhu, damals noch immer Cardow. In dieser Zeit begann auch die Geschichte der Belieferung anderer Brennereien mit dem hauseigenen Brand für die Komposition von Blended Whisky. Cardhu Malts sind noch heute Geschmacksträger für den Johnnie Walker. Eigenabfüllungen verschwanden vom Whisky-Markt. Im Jahr 1983 erfolgte die Umbenennung von Cardow in Cardhu. Das änderte sich als einige Jahre später Diageo die Brennerei übernahm. Es kamen endlich auch wieder echte Cardhu Single Malts in die Flaschen und an die Genießer.
Wie schmeckt der Cardhu Gold Reserve?
Der Geschmack von Cardhu-Whisky kann allgemein als ausgewogen und mild bezeichnet werden. Süß, fruchtig und sanft präsentiert sich der Single Malt Whisky im Glas. Der Cardhu Gold Reserve ist nach dem Amber Rock der zweite Single Malt ohne Altersangabe aus der Brennerei. Er setzt die Reihe der nach ihrer Farbe benannten Single Malts fort. Er lagert in von Hand ausgesuchten, getoasteten Eichenfässern, die für die milden und süßen Aromen sorgen. Doch wie schmeckt der Cardhu Gold Reserve? Probieren wir ihn doch einmal!
– Auge –
Das Auge erfreut sich an der antikgolden schimmernden Farbe, die dem Namen Gold Reserve alle Ehre macht. Leider ist die Farbe nicht natürlich, sondern durch die Zugabe von Zuckercouleur entstanden. Das verändert den Geschmack zwar nicht, ist aber eine häufige Strategie, um jungen Whiskys oder Malts aus oft verwendeten Fässern wieder etwas mehr Farbe zu geben. Beim Schwenken im Glas bilden sich fast keine Schlieren, was wohl auf den etwas geringen Alkoholgehalt von nur 40 Volumenprozent zurückzuführen ist.
– Nase –
In die Nase steigt ein süffiger Mix aus komplexen und vielschichtigen Aromen. Süße Vanille und eine aromatische Note von Marzipan mit einer leichten Bittermandelnote umgarnen die Riechknospen. Fruchtnoten von Apfel und Erdbeere. Sahniges Karamell und ein leichter Hauch von Eiche runden die kräftige Nase ab.
– Gaumen –
Am Gaumen zeigt sich der Cardhu Gold Reserve etwas zurückhaltender als die Nase vermutet. Er entfaltet zunächst einen süßen Malzgeschmack, der sich hin zu süß-würziger Vanille entwickelt. Cremiger Honig, fruchtige Mango, Trauben und reifer Apfel gesellen sich hinzu. Karamell, Toffee und dunkle Schokoladennoten rahmen die Süße ein. Zimt und eine trockene Eichenwürze runden den Geschmack ab. Dabei ist der Cardhu Gold Reserve aber sehr mild, verhalten fast. Die Aromen liegen federleicht auf der Zunge, zeigen wenig Power, aber ausgewogen und fein. Der Grund für die Zurückhaltung könnten die recht wenigen Volumenprozente sein.
– Abgang –
Der Abgang des Cardhu Gold Reserve nähert sich wieder der Nase. Der Single Malt wird intensiver, Kräuter, Gewürze wie Zimt, die Mandelnote und die süße Vanillenote legen sich an den Gaumen. Der Single Malt wird etwas trockener, bleibt würzig und weich lange in Erinnerung.
Zu welchem Whisky-Trinker passt der Cardhu Gold Reserve?
Der Cardhu Gold Reserve Ist ein perfekter Einsteigerwhisky, es sei denn man mag kein Marzipan. Für empfindliche Zungen und Nasen könnte der bittere Touch etwas z viel sein. Insgesamt aber ist der Cardhu Gold Reserve ein würdiger Vertreter der Single-Malts aus dem Hause in der schottischen Speyside, der auch erfahrenen Whisky-Trinkern ein angenehmes Trinkerlebnis garantiert.
Whisky-Kenner werden den Cardhu im Geschmack als ein wenig zu unspektakulär empfinden. Geht man aber nicht mit der Erwartung eines hochkomplexen und raffinierten Single Malts ans Glas, macht der Cardhu Gold Reserve als All-Day-Whisky viel Spaß. Wer es komplexer und vielschichtiger haben will, greift zum 15- oder 18-jährigen Cardhu Single Malt.
Wie und wann trinkt man den Cardhu Gold Reserve am besten?
Der Single Malt schmeckt an einem gemütlichen Abend in einer geselligen Runde, zeigt sich süffig und unkompliziert. Er verdient ein Glencairn-Glas, im Tumbler gehen die milden Aromen doch zu sehr verloren. Auf keinen Fall verträgt der Cardhu Wasser oder gar Eiswürfel. Die feinen Aromen würden nur noch schwächer werden und den milden Gaumen noch weiter ausdünnen. Für sommerliche Whisky-Cocktails oder Longdrinks wie Highballs eignet sich der Cardhu Gold Reserve gut, ist aber dafür im Vergleich zu gutem Whisky zum Mixen deutlich zu teuer.
Mit etwas mehr Promille könnte der Cardhu Gold Reserve extrem gewinnen, ist aber dennoch eine richtige Gaumenfreude. Vielleicht macht Diageo den Whisky-Liebhabern ja in den nächsten Jahren die Freude und spendiert der Farb-Reihe eine kleine Steigerung.
Bleibt uns nur noch viel Freude beim Probieren zu wünschen.
Slàinte mhath! (das heißt Prost auf Schottisch)
