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Trinkstärke und Fassstärke oder wieviel Prozent hat ein Whisky?

Trinkstärke und Fassstärke bei Whisky.

Whisky als Spirituose hat einen recht hohen Alkoholgehalt. Soweit wissen die meisten Bescheid. Verzwickter wird es, wenn man genauer hinschaut, und sich fragt, wie viel Prozent Alkohol ein Whisky denn nun eigentlich haben sollte und warum es so viele unterschiedliche Alkoholgehalte beim Whisky gibt. Oft sind auf den Flaschen 40 Volumenprozent vermerkt, aber nicht selten finden sich andere Angaben wie 43 Prozent, 47 Prozent oder gar schwindelerregende Höhen von 56 Prozent und mehr. Wie viel Prozent hat ein Whisky denn nun? Wir klären auf.

Von der Fassstärke zur Trinkstärke – die Geschichte um den Alkoholgehalt im Whisky

Heute findet man auf den Whisky-Flaschen zu einem großen Teil die Angabe 40 Volumenprozent. Doch das war nicht immer so. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren wesentlich mehr Prozente im Whisky üblich. Zwischen 43 und 49 Volumenprozent lag der größte Teil der Whiskys. Warum sich das änderte, war ein Nebenprodukt der Geschichte des Whiskys in Schottland. 

Wie es zu den 40 Prozent Alkoholgehalt im Whisky kam – der 1. Weltkrieg

Zu Zeiten des 1. Weltkrieges führte der britische Finanzminister David Lloyd George ein hartes Regiment. Er selbst war Abstinenzler und seine Untertanen tranken nun mal gern Whisky. Dieser jedoch half nicht dabei, den Krieg zu gewinnen, zumal der goldene Brand ein sehr starkes Getränk war. George wollte den Alkoholkonsum unbedingt einschränken.

Er wollte im Jahr 1915 die Alkoholsteuer verdoppeln. Den Whiskyproduzenten kam dies ungelegen, so dass sie mit einem cleveren Gegenvorschlag diese massive Steuererhöhung verhinderten. Sie verpflichteten sich freiwillig, den Whisky mindestens drei Jahre im Fass zu belassen, ehe er in die Gastwirtschaften kam. So würde die Menge des Whiskys natürlich begrenzt und die Kampfkraft der Soldaten aufrechterhalten werden. Das allein war es aber noch nicht. Der Mindestalkoholgehalt von Whisky wurde erstmals festgelegt, und lag in diesen Jahren bei 37,2 Volumenprozent. George erhoffte sich dadurch, dass die Brennereien aufgrund der Verknappung durch die Lagerungszeit nun weniger starke Whiskys abfüllen würden. 

Wie viel Prozent Alkohol war nun im Whisky? Nun, die Mindestalkoholmenge hat sich nicht ausgewirkt, aber die Reifezeit von drei Jahren. Sie führte zu einer Verbesserung der Qualität des schottischen Whiskys, der vorher gern auch sehr jung in die Flaschen kam. 

Wie kam es dann zu den oft typischen 40 Volumenprozent?

Doch wie kam es dann zu den 40 Volumenprozent, die die meisten Whiskys heute haben? Nun, David Lloyd George war mit den ersten Maßnahmen noch lange nicht am Ende. Sein Ziel war es, wenn er die Schotten und Briten schon nicht vom Whisky losbekam, den Alkoholgehalt des Brandes weiter zu senken. Als Premierminister setzte er im Jahr 1917 durch, dass Whisky nur noch zwischen 28,6 und 40 Volumenprozent haben durfte. Zudem erhöhte er die Steuern auf Whisky und 1920 kam auch noch das Verbot dazu, diese höheren Steuern auf den Verkaufspreis aufzuschlagen. Es wurde für die meisten Brennereien schlicht unbezahlbar, Whisky mit mehr als 40 Volumenprozent zu verkaufen. Über die Jahre gewöhnten sich sowohl Hersteller als auch Verbraucher an diese Alkoholmenge im Whisky. 

Wie viel Prozent hat ein Whisky heute?

Diese Obergrenze für den Alkoholgehalt im Whisky wurde erst im Jahr 1988 offiziell abgeschafft, wenn es auch nach den Kriegen wieder vermehrt Whisky mit mehr als dieser Obergrenze gab. Der Scottish Whisky Act machte die Obergrenze zur Untergrenze und schrieb vor, dass ein Whisky mindestens 40 Volumenprozent haben muss. Somit war das Image des Whiskys auch wiederhergestellt, der im Gegensatz zu Rum und Gin, die mit mindestens 37,5 Volumenprozent abgefüllt sein müssen, eben ein bisschen stärker ist. 

Doch es kam ein neuer Trend auf, der den 40 Volumenprozent den Kampf ansagte. Mehr und mehr Whisky-Liebhaber entdeckten die unverdünnten und nicht gefilterten Fassabfüllungen, deren Alkoholgehalt zwischen 50 und 60 Volumenprozent, manchmal auch mehr, lagen. Dieser Whisky war stark, aber geschmacklich auch deutlich besser als die auf 40 Prozent herunterverdünnten Whiskys. Das hatte nicht unbedingt nur etwas mit dem Verdünnen zu tun, sondern lag vielmehr auch daran, dass die meisten Whiskys kältegefiltert wurden. Das entzieht dem Whisky einige Geschmacksstoffe, die in den Cask Strength-Abfüllungen noch enthalten waren. 

Nun sah sich die Whisky-Industrie in einer Zwickmühle. Zum einen erkannten Whisky-Liebhaber die Vorteile der höheren Alkoholgehalte, die für ein besseres Geschmacksbild sorgten. Zum anderen ist das Trinken von Fassstärken nicht für jeden und jede optimal. Das Verdünnen des Whiskys mit Wasser ist für den gelegentlichen Whisky-Trinker meist zu aufwändig.  So begannen die ersten Destillerien auf die Kältefilterung zu verzichten, und füllten einige Whiskys wieder mit Alkoholgehalten von 43 bis 47 Prozent ab. 

Diese Entwicklung führte dazu, dass wir heute auf ein buntes Portfolio verschiedener Whisky-Stärken zugreifen können.  Ob 40prozentige, 43prozentige oder Cask Strength-Abfüllungen mit fast 60 Volumenprozent Alkohol – jeder Gaumen findet nun sein Schätzchen.

Die Frage, wie viel Prozent ein Whisky hat, kennt also keine Antwort. Außer der, dass es mindestens 40 Volumenprozent sein müssen.

Slàinte Mhath!


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